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Von Skjolden nach Jotunheimen Fjellstue

Punkt 8 Uhr stehe ich im Frühstücksraum und was ist noch nicht da? Das Frühstück! Man hört es zwar in der Küche immer wieder klappern – aber es tut sich nichts. Gegen 8:15 Uhr dann endlich fährt der Servierwagen mit dem leckeren Frühstück ein – sogar frischen Lachs gibt es. Gut gefrühstückt kann es dann schließlich losgehen.
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Nach einigen Kilometern mache ich noch an einer Tanke Station und decke mich mit Getränken ein.
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Schließlich hat das lockere Radeln im fast ebenen Tal ein Ende und es geht rechts hinauf auf den Sognefjellsveien.
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1434m ist der höchste Punkt der Straße und sie gilt damit als die höchste asphaltierte Paßstrasse Nordeuropas. Also steht heute ein Kräfte zehrender Aufstieg an. Und gleich beginnt es mit einigen Haarnadelkurven und den vorhergesagten 8-12% Steigung.
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Bei der 3. Haarnadelkurve ist bereits ein Aussichtspunkt; kurz vorher überhole ich 2 junge Männer auf ihren ebenfalls mit Gepäck beladenen Rädern.
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Nachdem ich am Aussichtspunkt das obligatorische Foto gemacht habe, kommt einer der Männer zu mir und fragt mich, ob ich die Straße schon mal gefahren sei. Sie könnten nicht mehr – es sei doch zu anstrengend. Er könnte ja vielleicht noch weiter, aber sein Freund wohl nicht mehr. Er hätte seinen Cousin aus Bergen (ist ja nur 250km entfernt!) angerufen, damit er sie hier aufgabelt. Naja, ich habe keinen Cousin im Umkreis, also heißt es weiter fleißig in die Pedale strampeln. Endlich kommt schwenkt die Straße in ein kurzes Hochtal, so dass einem die nun 4-5% Steigung geradezu wie Erholung vorkommen. Doch die Entspannung hat ein schnelle Ende und es geht weiter in Spitzkehren hinaus. Ein schöner Bild zurück und weiter geht es.
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Bei einer Höhe von 500m komme ich an zwei Schafen vorbei, die mich dumm anglotzen. Ich frage mich, was denen gerade im Kopf herumgeht. Aber manche sagen ja, Schafe seien dumm.
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Und es geht höher und höher. In der Regel bleibt die Steigung bei 9-11%, was zumindest des Vorteil hat, dass man immer schön im ersten Gang bleiben kann. Allerdings komme ich mir vor, wie in einer Badewanne. Alles ist triefend nass. Es tropft unaufhörlich von meinem Gesicht, meinen Armen und Beinen. Dafür gibt es immer wieder schöne Ausblicke.
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Bald ist Turtago erreicht, wo es auch ein Hotel gibt und sonst eigentlich nichts. Kurz vor dem Hotel stauen sich jedoch die Autos, die mich in den letzten 20 Minuten Fahrt überholt hatten. Ich fahre daran vorbei und werde von den wartenden Autofahrern mit lautstarken Bravorufen angefeuert. Weiter oben sehe ich den Anlass für den Rückstau: Ein LKW lädt Baumaterialien ab. Allerdings kann ich ohne Probleme passieren.
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Rund 875m hoch bin ich nun und denke nachdem ich über die Hälfte der Steigung geschafft habe, dass dies ein guter Anlass für eine Pause in dem Hotel ist. Ich gönne mir ein Eis, zwei Tassen Kaffee, ne Apfelsaftschorle und mache es mir auf der Terrasse in der Sonne bequem.
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Nach einer halben Stunde heißt es: Der Aufstieg geht weiter!
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Von Haarnadelkurve zu Haarnadelkurve schraube ich mich die Strasse hinauf.
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Schließlich sind 1.000m Höhe erreicht. Jetzt fehlen „nur“ noch 434m.
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Die Ausblicke beim weiteren Aufstieg sind herrlich.
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Allerdings ziehen sich die Wolken immer mehr zusammen. Ein Blick zurück lässt durchaus Respekt vor der Leistung aufkommen.
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Bei rund 1.200m wir die Straße nun welliger. Es geht sogar immer wieder einige Meter bergab, dafür dann aber wieder umso heftiger bergauf. Aber die Blicke auf die Landschaft entschädigen.
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Richtig rauh ist die Gegend hier oben. Im Juli kann noch ziemlich hoch der Schnee liegen – jetzt sind es immerhin noch einige Flächen, die schneebedeckt sind. Ein schöner Kontrast ist das üppige Wollgras.
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Bei 1.400m erreiche ich eine Kuppe, von der ich einen herrlichen Ausblick auf die Seenlandschaft, die Berge und die Gletscher habe. Klasse!
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Aber es ist auch relativ kalt hier oben. Mein Radcomputer zeigt zwischen 10 und 12°C an. Trotzdem kein Grund zur Klage. Die Alternative können hier auch knapp über 0°C und Schneefall sein! Immer wieder muss ich anhalten und die Landschaft genießen.
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Schließlich ist nach einigem Auf und Ab der Scheitelpunkt erreicht. Eine Touristin, die mit ihrem Wohnwagen pausiert, macht ein Foto für mich.
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Noch ein letzter Blick auf die beeindruckende Gletscherwelt
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und es geht hinab ins Tal.
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Wie mühevoll der Aufstieg und wie rasend schnell geht es nun bergab. Die landschaftlichen Eindrücke sind nicht weniger schön auf dieser Seite des Passes.
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Ein Tourist filmt mich mit seiner Videocam während ich hinabfahre. Ein Radfahrer scheint schon eine Rarität hier oben zu sein. Letztendlich sind mir auch nur drei Radler mit Gepäck entgegen gekommen (sieht man mal von den beiden Gestrandeten ab).
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Schließlich ist die rasante Talfahrt ein Ende und es geht an einem schönen See entlang.
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Weniger später – auf immer noch über 1.000 Höhenmetern – ist mein Ziel auf einem Bergsattel erreicht: Jotunheimen Fjellstue. Was für ein schöner Platz: auf beiden Seiten des Sattels rauschen die Wasserfälle, ein kleiner See lieg direkt bei dem recht einfachen, aber sauberen Hotel. Dazu die Bergkulisse und der Blick in die Täler.
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Die Dame an der Rezeption ist eine nette junge Deutsche, so dass ich mit ihr ins Gespräch komme. Der Höhepunkt der Saison sei schon überschritten, deshalb ist das Kaffee bereits geschlossen. Aber sie macht mir auch so einen frischen Kaffee. In einer Holzschaukel genieße ich dann die Nachmittagssonne und fange an diese Zeilen zu schreiben. Bis 20 Uhr, wenn es Abendessen gibt, ist noch viel Zeit, den schönen Platz zu genießen.
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Der Tag im Überblick
8. Etappe:
Skjolden – Sognefjell – Jotunheimen Fjellstue
Gesamtlänge: 46,81 km, Aufstieg: 1.576m, Abstieg 586m
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Von Flåm nach Skjolden

Drei Minuten bevor der Wecker klingelt, wurde ich wach. Und das um kurz nach 5 Uhr am Morgen. Duschen, anziehen und die letzten Sachen zusammenpacken und es geht nach unten zur Rezeption, die allerdings verweist ist. An einem Telefon steht eine Nummer, die man anrufen soll, was ich dann auch mache. Doch dann regt sich etwas und ein verschlafener Nachtportier kommt. Er drückt mir noch das Frühstückspäckchen in die Hand (Frühstück gibt’s erst ab 7 Uhr) und ich belade mein Rad.
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Zum Hafen sind es nur 50m. Auf dem schwarzen Boot sind doch tatsächlich schon Menschen aktiv; außerdem scheinen mehrere Wanderer mitfahren zu wollen. Ich fahre auf die andere Seite des Hafens und die Stewardess (oder wie nennt man das auf dem Schiff?) hilft mir beim Einladen des Bikes.
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Wenige Minuten später düst das kleine Boot los. Die Morgenstimmung auf dem Aurlandsfjord, wie der Ableger des großen Sognefjords hier heißt, ist richtig schön. Zwar ist es noch etwas frisch und zwischendurch gehe ich immer wieder zum Aufwärmen in die Kabine, aber die Ausblicke sind fantastisch.
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Kaum zu glauben, dass hier gestern das riesige Kreuzfahrtschiff durchgefahren ist.
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Kurz vor dem Ziel Leikanger schaue ich auf die Uhr. Eineinhalb Stunden sind vergangen und die Zeit verging wie im Flug. Einer der Wanderer macht noch ein Bild von mir auf dem Boot (und rutscht durch das Wanken des Bootes aus und fällt auf seinen Allerwertesten – aber nichts passiert).
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Kaum habe ich das Boot verlassen, düst es auch schon wieder weiter.
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Und ich starte meine siebte Radfahretappe Richtung Osten zunächst immer am Sognefjord entlang.
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Die stärkere befahrene Hauptstraße führt durch zwei längere Tunnels, die für Radfahrer verboten sind, was aber eher angenehm ist. Denn die alte schmale Straße am Ufer entlang ist – seit es die Tunnels gibt – für Fußgänger und Radfahrer reserviert.
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Nach 22 km komme ich nach Sogndal, einem der größeren Orte am Fjord. Hier besorge ich Getränke und in einer Tankstelle einen frischen Kaffee, den ich nun auch dringend brauche. Schließlich gab’s heute noch keinen.
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Weiter geht es am Fjord entlang – immer wieder mit herrlichen Ausblicken.
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Am Ende des Fjords heißt es wieder kräftig in die Pedale treten. Es geht 200m steil bergauf durch eine enge Felsenschlucht.
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Oben angekommen wird der Blick frei auf den schönen Havslovatnet.
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An einer weiteren Tankstelle, die schön oberhalb des Sees liegt, mache ich Rast und genehmige mir noch einmal einen Kaffee und ein Eis. Von hier wollte ich eigentlich weiter auf der Nordseite des Sognefjords weiter radeln, aber Radfahrwegweiser führen Radler hinab nach Solvorn zur Fähre nach Urnes. Naja denke ich, dass dies vielleicht eine Unterstützungsmaßnahme für die Notleidenden Fährschiffer ist – zumal die sich anschließende Straße durch drei längere unbeleuchtete Tunnels führen soll. Aber ich folge brav der Beschilderung und rolle gemütlich den Berg hinab nach Solvorn. Bei der Abfahrt habe ich immer wieder schöne Blicke auf den Fjord.
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Und schließlich ist das kleine Fischerdorf erreicht.
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Bei der Fähranlegestelle warten schon einige Autos und Fußgänger. Allerdings ist noch eine halbe Stunde Zeit, so dass ich auf einer Bank die Sonne genießen kann.
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Das Beladen der Fähre stellt eine echte Herausforderung dar, da die Autos und Wohnmobile(!) rückwärts auf das Schiff müssen. Ein Wohnmobilfahrer stößt hier deutlich an seine Grenzen. Durch den emsigen Einsatz des Schiffspersonals, schafft er es dann doch sicher auf die Fähre. Kurz nach 12 Uhr legt das Schiff ab.
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Der Ticketverkäufer unterhält die Gäste mit dem Füttern von Möwen, so dass die Überfahrt recht kurzweilig ist.
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Schließlich ist Ornes erreicht.
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Die meisten der Überfahrer starten hier zur Besichtigung der alten Stabkirche Urnes, der ältesten Stabkirche der Welt und Weltkulturerbe der UNESCO. Ich schließe mich dem Tross allerdings nicht an, sondern fahre gleich weiter Richtung Osten. Schließlich liegen noch 30km vor mir und das Wetter erscheint trotz immer wieder sonniger Phasen unsicher.
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Die Fahrt auf der kleinen Straße ist wunderschön. Der Blick auf das türkisfarbene Meer und im Hintergrund auf gletscherbedeckte Berge ist einfach klasse.
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Dazu kommt vielleicht alle 15 Minuten mal ein Auto vorbei oder entgegen, so dass ich froh bin, der Beschilderung gefolgt zu sein.
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Etwas heikel sind in der Tat nur die drei Tunnels. Besonders der mittlere ist mit knapp 1km Länge und mehreren Kurven ziemlich unheimlich. Es ist stockdunkel, tropft von der Decke und die Straße ist ziemlich wellig. Jetzt nur nicht stehen bleiben und ohne Licht dastehen. Zwar hat meine Lampe eine gewisse Zeit Standlicht, aber danach … .
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Aber die Tunnel werden gemeistert. Und schließlich komme ich bei Sonnenschein nach Skjolden. Meine Unterkunft liegt drei km außerhalb, so dass ich mich entschließe, mir am Fjord in einem Café noch Kaffee und Kuchen auf der Sonnenterrasse zu gönnen. Schließlich ist es nach dem frühen Aufbruch heute morgen, erst 14.30 Uhr, also beste Kaffeezeit.
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Danach ist meine einfache Unterkunft – ein Wanderheim direkt gegenüber einem schönen Wasserfall erreicht.
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Die Dame an der Rezeption spricht fließend deutsch. Mit dem Zimmerschlüssel gehe ich zum Haus, in dem die Zimmer untergebracht sind.
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In der Tat ist alles recht einfach eingerichtet, aber o.k.. Ich nehme erst einmal eine Dusche. Allerdings stelle ich erst danach fest, dass weder Bettwäsche und Handtücher auf dem Zimmer sind. Was nun? Da es ganz ruhig im Haus ist, laufe ich (splitternackt) auf dem Flur entlang und entdecke den Wirtschaftsraum, in dem auch Handtücher untergebracht sind. Vielleicht nicht ganz in Ordnung – aber es ist ja schließlich eine Notsituation.

Danach gehe ich zum Haupthaus, besorge mir n Kaffee und die noch fehlende Bettwäsche, die extra zur zahlen ist, und setze mich draußen gegenüber den Wasserfall. Ein schöner Platz, um die Erlebnisse des Tages hier zusammenzufassen.
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Morgen steht die anstrengendste Etappe des Urlaubs an. Es geht auf die höchste Paßstrasse Nordeuropas, den Sognefjellsveien. Der Wetterbericht verspricht zumindest Trockenheit – mal sehn.

Der Tag im Überblick
Etappe 7:
Flåm – Leikanger (mit dem Boot) – Sogndal – Ornes – Skjolden
Gesamtlänge: 73,97 km, Aufstieg: 569m, Abstieg: 555m
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