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5. Etappe: Lanslevillard – Briançon

Nach einer etwas unruhigen Nacht (die Bar im Untergeschoss scheint am Wochenende der Inntreff für die Jugend im Tal zu sein …) ging’s punkt 7.30 Uhr zum Frühstück, so dass bereits um 8.10 Uhr Aufbruch angesagt war. Direkt am Hotel geht’s links gleich hinauf zum Col du Mont Cenis.20120729-214052.jpg
Der frühe Aufbruch war gleich dreifach gut: Erstens konnte der Aufstieg von rund 500m im Schatten (bzw. Wolkennebel) bewältigt werden, zweitens war die Strasse noch nicht von Motorrädern und Wohnmobilen in Beschlag genommen und drittens galt es ja heute den Ruhenachmittag aufzuholen ;-). Mit 6-10% hat es der Aufstieg durchaus in sich – ist aber doch zügig zu schaffen.20120729-214109.jpg
Kurz vor dem Pass kommt dann die Belohnung: Die Sonne ist da; der Nebel liegt hinter mir und es folgt eine herrliche Strecke am Lac du Mont Cenis entlang.20120729-214149.jpg
Da ich vergeblich nach einem ordentlichen Paßschild Ausschau gehalten habe, muss ein Foto direkt am See herhalten, das ein inzwischen eintreffender Radler macht:
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Inzwischen ist der Verkehr deutlich stärker geworden. Besonders viele Motorräder und Wohnmobilie sind nun unterwegs – gut, dass der Anstieg geschafft ist. Hinter der Staumauer geht’s dann gut bergab.20120729-214204.jpg
Auf der rechten Seite fallen einige ungenutzte Tunnel parallel zur Strasse auf – es sind die Überreste der ehemaligen Mont-Cenis-Bahn, die nur drei Jahre von 1868 bis 1871 in Betrieb war und dann durch den Mont-Cenis-Tunnel abgelöst wurde. Investoren hatten sich damals verspekuliert und auf eine wesentlich längere Bauzeit des Tunnels gesetzt.20120729-214435.jpg
Nach der Grenze zu Italien wird die Strasse dann noch steiler – im 2-stelligen Prozentbereich heißt es nun volle Konzentration auf den Gegenverkehr und mittlerweile auch viele überholende Fahrzeuge. Die Strecke verläuft mittlerweile weitgehend im Wald; doch ab und zu gibt es schöne Ausblicke ins Piemont. Nach Bard Cenisio heißt es sich zu entscheiden: Schnell im dichten Verkehr weiter bergab oder ein kleines Sträßchen links abbiegen um den Preis wieder gut 150m bergauf zu fahren.
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Ich entscheide mich gegen Tempo und für die schönere Strecke. Das Wetter ist schließlich gut und in Briançon ist die Unterkunft vorgebucht, so dass kein Zeitdruck besteht. Und die Entscheidung war richtig: das richtige Kontrastprogramm zur Nationalstraße, bei der man auch noch durch schöne Dörfer kommt. 20120729-214507.jpg
Hinter dem ersten Dorf Moncensio geht’s dann kräftig in sehr engen Kehren bergab. Die Scheibenbremsen scheinen dabei zu glühen – es riecht nach Eisen. Bei der Abfahrt kommen zum Glück nur 2 Autos entgegen. Eigentlich möchte man immer wieder anhalten, um die Landschaft zu genießen oder ein Foto zu machen – aber am steilen Hang ist das gar nicht so einfach.20120729-214644.jpg
Je weiter sich die Strasse hinunter schraubt, desto wärmer wird es. Vor allem wir es auch noch ziemlich windig – zum Glück von Norden her, so dass die weitere, abschüssige Fahrt bis Susa ratzfatz geht. Novalesa lasse ich links liegen – schließlich stehen heute noch einige Kilometer an.
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Schnell ist Susa erreicht. Da ich vielleicht noch den Zug um 12.36 Uhr erreichen möchte, halte ich mich nicht lang auf. 20120729-230307.jpg
Das hätte ich dann aber doch tun können. Zum Bahnhof Meana-di-Susa, der an der Eisenbahnachse Lyon – Mailand liegt, ging’s nämlich deutlich steiler als erwartet bergauf. Mit in der Mittagshitze ätzenden bis zu 13% hatte ich nicht gerechnet (Eigentlich kein Wunder: der Abschnitt gehört ja zur anspruchsvollen Passroute über den Colle delle Finestre). So kam ich dann an dem Bahnhof 10 Minuten zu spät an – der Zug war natürlich weg und der nächste sollte in 110 Minuten kommen. Zurück nach Susa wollte ich dann aber doch nicht (zweimal muss die Strecke ja nicht sein). Um zum Bahnsteig zu kommen, war ich ja schließlich dann auch eine Weile beschäftigt. Rad und Gepäck mussten schließlich im Treppenhaus(!) des Bahnhofsgebäudes drei Etagen nach oben in die Bahnsteigunterführung getragen werden und dann ging’s nochmal ne Treppe hoch zum Bahnsteig (Später habe ich dann gesehen, dass man sich diese Prozedur hätte sparen können, wenn man sich nicht an den ausgeschilderten Weg zum Bahnhof gehalten hätte, sondern auf der Strasse die Bahn unterquert hätte.). Die Wartezeit nutze ich, um nach einem Fahrkartenautomaten zu suchen (=Fehlanzeige, trotz Treppenhaus nochmal ganz runter und wieder rauf) und zum Kartenstudium. Für Abwechslung sorgte ab und zu ein durchfahrender Zug. 20120729-230320.jpg
Pünktlich um 14.36 Uhr kommt dann der Regionalzug. Ich bleibe gleich im Eingangsbereich, da der Fahrradabstellplatz zum Abstellen von Rucksäcken einer Pfadfindergruppe missbraucht wird.
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Als der Schaffner kommt, wedle ich mit dem Geldbeutel. Er fragt aber nur, ob ich bis Bardonnecchia möchte und war nicht mehr gesehen. Nach einer guten halben Stunde ist Bardonecchia erreicht.
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Hier ist es spürbar kühler als in Susa, was mir sehr entgegenkommt. Schließlich sind noch über 500 Höhenmeter angesagt. Die ersten Kilometer durch den Ort sind ziemlich verkehrsreich. Offenbar werden einige Sonntagsausflugsziele entlang des unteren Bereichs der Passstrasse erschlossen. Bald wird der Blick frei auf die Kehren zum Col de l’Echelle und die Berge.
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Mit 6 – 11% Steigung geht’s bergauf und dabei hat man mit zunehmender Höhe einen immer umfassenderen Ausblick.20120729-230551.jpg20120729-230607.jpg
Schließlich wendet sich die Strasse nach Südwesten in ein Hochtal, dass offensichtlich ein dankbares Naherholungsgebiet für Italiener und Franzosen darstellt. Schließlich wird hier auch wieder die Grenze nach Frankreich passiert. Der eigentliche Col ist unspektakulär.20120729-230620.jpg
Der Blick zurück gibt aber interessante Blicke auf eigenartige Gesteinsformationen frei.
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Nun geht es ziemlich flott – trotz Gegenwind – hinab bei ziemlich viel Verkehr. Offenbar sind die Naherholungssuchenden auf der Heimfahrt.20120729-230645.jpg
Das letzte Stück geht’s auf der Nationalstraße in noch dichterem Verkehr talwärts und schließlich kommt die beeindruckende Kulisse von Briançon ins Sichtfeld.
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In der Cité Vauban habe ich mein Zimmer gebucht, so dass nach dem Duschen noch ein schöner Rundgang durch die imposante Festungsanlage möglich ist.20120729-230739.jpg
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Im Überblick:
Etappe Teil 1: Lanslevillard – Meana, 51,2 km
bergauf: 878m
bergab: 1.783m

Karte Copyright by Geoportal/IGN
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Etappe Teil 2: Bardonecchia – Briançon, 31,10km
bergauf: 558m
bergab: 498m
Karte Copyright by Geoportal/IGN
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4. Etappe: Val d’Isere – Lanslevillard

Der Wetterbericht verheißt für heute nichts Gutes – irgendetwas zwischen 10% Sonnenschein und 90% Regenwahrscheinlichkeit, dazu Gewitter. Und in der Tat nach dem Aufziehen der Vorhänge wird das bestätigt: Strömender Regen und mit 12 Grad ziemlich kalt :-(. Also erst einmal Frühstücken! Danach sieht es allerdings nicht entscheidend besser aus; die Suche nach Alternativen ist zum Scheitern verurteilt: Bleiben geht nicht, da die Hotels wegen der WM ausgebucht sind. Auch eine vielleicht mögliche Fahrt im Sessellift mit den Mountainbikern zum Tête du Solaise, um von dort auf die Paßstrasse zu gelangen, verwerfe ich. Also geht’s in einer etwas trockeneren Phase los. Das Dorf wird schon üppig mit Musik und den Anweisungen der WM-Organisatoren beschallt. Kurz hinter Val d’Isere wird es jedoch ruhiger. Die Strasse hat man fast für sich allein.
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Und der erste Kilometerstein zeigt wie weit es noch zum Paß ist – die moderate Steigung ermöglicht ein gutes Einradeln.20120728-182150.jpg
Nachdem der Regen wieder stärker wird, stelle ich mich in einer Seilbahnstation unter. Als ich überlege, die Regenjacke anzuziehen, entdecke ich blaue Felder am Himmel. Und tatsächlich, der Himmel reißt auf! Flott geht es zum Talschluss und dann beginnt die Steigung zuzulegen. Inzwischen hat man herrliche Blicke in die Bergwelt und nach wie vor hat man die Strasse fast für sich allein. 20120728-182202.jpg
Schnell gewinnt man an Höhe. Man blickt auf Val d’Isere, das tief unten im Tal liegt. Auch den Lac du Chevril erkennt man in der Ferne. 20120728-182213.jpg
Schließlich wendet sich die Paßstrasse Richtung Süden. Es wird ungemütlicher; die Sonne ist weg, ein stärkerer, kalter Wind bläst einem entgegen. In nicht mehr allzu weiter Ferne erblickt man die Paßhöhe und schließlich überholt mich ein Rennradfahrer.20120728-182238.jpg
Endlich der letzte Kilometer und der höchste (wirkliche) Alpenpass, der durch eine Strasse erschlossen wird, ist geschafft!20120728-182251.jpg
Einige Radfahrer von der anderen Seite sind auch schon da. Im Restaurant wärme ich mich bei einem Kaffee auf, dann wird die Windweste übergezogen und es geht bergab. Gut, dass mein Bike Bremsen hat. Bei über 10% Gefälle ist starke Konzentration gefragt; zumal rechts der Abhang einen Fahrfehler nicht verzeihen würde.20120728-182310.jpg20120728-182318.jpg
Bald wird im Tal Bonneval sur-Arc sichtbar, das schnell erreicht ist.20120728-182326.jpg
Nun ist Genußradeln angesagt. Bei leichtem Gefälle geht es durch Bessans weiter flott voran. Einige Kilometer vor Lanslevillard geht’s dann doch noch einmal bergauf zu einem Col de la Madeleine, der aber wohl nichts mit dem bekannten Col der Tour de France zu tun hat.20120728-182338.jpg
In Lanslevillard entschließe ich mich aufgrund der unsicheren Witterung, nicht mehr zum Col du Mont Cenis weiter zu radeln, sondern einen halben Ruhetag einzulegen. Direkt an der Abzweigung zum Col miete ich mich im Hotel ein und genieße dann den Nachmittag, der dann doch noch Sonne bereit hält.20120728-182347.jpg

Im Überblick:
Etappe: Val d’Isere – Lanslevillard, 47km
bergauf: 1.109m
bergab: 1.438m

Karte Copyright by geoportal/ign
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