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6. Etappe: Briançon – Guillestre

Der Wetterbericht verheißt heute absolutes Topwetter, so dass ich mich entschließe früh aufzustehen; auch um bei noch relativ kühler Luft die heute über 1.100m Anstieg zum Col d’Izoard besser bewältigen zu können. Schließlich wird bei Quaeldich.de der Pass als sportlich anspruchsvoll beschrieben. Also entschließe ich gleich mit dem Gepäck zum Frühstück aufzubrechen. Vor der Residence du Temple und dem dazugehörigen Restaurant herrscht aber noch Totenstille. Offenbar wacht die Oberstadt von Briançon (übrigens nach Davos die zweithöchste Stadt Europas) erst später auf. Also halte ich nach einer anderen Frühstücksmöglichkeit Ausschau. In einem Hotel werde ich fündig. Die alte Dame serviert prompt das typische französisches Frühstück. Die Wände sind mit Aufnahmen von der Tour de France, die in Briançon schon häufiger zu Gast war, geschmückt. Eine gute Einstimmung in den heutigen Tag. Nach dem Frühstück ist inzwischen auch am Place du Temple Leben eingekehrt. Ich bekomme mein Bike aus der Garage und los geht’s.

Überflüssigerweise geht’s erstmal gut 100m im Ort hinab. Schnell ist der untere Teil von Briançon durchfahren und die Strasse zum Col d’Izoard beginnt. Angenehm fällt auf, dass die Strasse durchgehend einen Radstreifen hat – dabei ist relativ wenig Verkehr auf dieser Route. 19km liegen nun bis zum Col vor mir.
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Es geht gleich kräftig mit bis zu 10% Steigung bergauf. Hoch über dem Lac de Pont Baldy weist eine Tafel auf eine offizielle Tour de France- Route hin. Immer wieder geht’s auch wieder etwas bergab, so dass beim Höhengewinn immer wieder Abstriche gemacht werden müssen. Schließlich wird Cerviéres erreicht.
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Die Landschaft wird nun deutlich alpiner. Die schönen Ausblicke sind eine gute Ablenkung zum kräftezehrenden Aufstieg.
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In Fahrtrichtung wird der Blick zum Col durch einen davor liegenden Hügel verstellt. Vielleicht auch ganz gut so … .
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Schließlich ist es mit der Aussicht vorbei und man kann sich voll auf die bis zu 12% Steigung konzentrieren. In vielen Kehren schraubt sich die Strasse in einem Kiefernwald nach oben. Allerdings macht sich das Training der vergangenen Etappen bezahlt – so sind nur wenige Verschnaufpausen nötig. Immer wieder überholen einen Rennradfahrer, die ohne Ballast deutlich zügiger den Berg erklimmen können. Schließlich wird der Tannenwald verlassen und man erkennt die letzten Kehren zum Pass. Auch fallen schon die ersten bizarren Felsformationen auf.
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Endlich der letzte Kilometer – noch 3 Kehren und dann ist es geschafft!
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Am Col ist man nicht allein: Zahlreiche Radler, Motorradbiker und einige Autofahrer sind bereits versammelt. Kein Problem hier ein Foto am pompösen „Paßschild“ zu bekommen.

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Bei dem herrlichen Wetter ist Verweilen angesagt. Ein nahe liegender Aussichtshügel bietet einen tollen Rückblick auf die zurückgelegte Strecke und die ersten Kilometer der Abfahrt.
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Nach der ausgiebigen Rast ist nun die Abfahrt angesagt. In vielen steilen Kehren geht’s hinunter. Die bizarren Steinformationen La Casse Déserte zwingen jedoch immer wieder zum Anhalten für einen Fotostop.
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Unangenehm ist der starke Südwestwind, der bei der steilen Abfahrt auch das Gleichgewichtsvermögen herausfordert. Schließlich kommt Brunissard ins Blickfeld.
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Auf der abschüssigen Strasse kommt man nicht in Verlegenheit in dem Ort anzuhalten. Bei den entgegenkommenden Radlern sieht das anders aus. Bei trotz Gegenwind flotter Talfahrt wird die D947 erreicht, die nach links zum Col Agnel nach Italien führt – wäre auch mal reizvoll! Heute geht’s jedoch weiter talwärts durch die Combe du Queyras, einer Schlucht, in der insbesondere Kanufahrer ihren Spaß haben.20120730-210006.jpg
Der heiße Gegenwind nervt leider etwas, aber kurz vor Guillestre lenkt die beeindruckende Gorges du Guil ab.
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Über einen Schotterweg fahre ich von Norden her in den Ort. Dabei bietet sich ein schöner Blick in das Tal der Durance.
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Im Hotel La Catinat Fleuri miete ich mich ein. Dank der zeitigen Ankunft kann ich hier vor einem Stadtbummel und dem verdienten Abendessen auch noch den Pool nutzen.
20120730-210104.jpgInnenstadt von Guillestre

Im Überblick:
Etappe: Briançon – Guillestre, 52km
bergauf: 1.362m
bergab: 1.559m

Karte Copyright by geoportal/ign
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5. Etappe: Lanslevillard – Briançon

Nach einer etwas unruhigen Nacht (die Bar im Untergeschoss scheint am Wochenende der Inntreff für die Jugend im Tal zu sein …) ging’s punkt 7.30 Uhr zum Frühstück, so dass bereits um 8.10 Uhr Aufbruch angesagt war. Direkt am Hotel geht’s links gleich hinauf zum Col du Mont Cenis.20120729-214052.jpg
Der frühe Aufbruch war gleich dreifach gut: Erstens konnte der Aufstieg von rund 500m im Schatten (bzw. Wolkennebel) bewältigt werden, zweitens war die Strasse noch nicht von Motorrädern und Wohnmobilen in Beschlag genommen und drittens galt es ja heute den Ruhenachmittag aufzuholen ;-). Mit 6-10% hat es der Aufstieg durchaus in sich – ist aber doch zügig zu schaffen.20120729-214109.jpg
Kurz vor dem Pass kommt dann die Belohnung: Die Sonne ist da; der Nebel liegt hinter mir und es folgt eine herrliche Strecke am Lac du Mont Cenis entlang.20120729-214149.jpg
Da ich vergeblich nach einem ordentlichen Paßschild Ausschau gehalten habe, muss ein Foto direkt am See herhalten, das ein inzwischen eintreffender Radler macht:
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Inzwischen ist der Verkehr deutlich stärker geworden. Besonders viele Motorräder und Wohnmobilie sind nun unterwegs – gut, dass der Anstieg geschafft ist. Hinter der Staumauer geht’s dann gut bergab.20120729-214204.jpg
Auf der rechten Seite fallen einige ungenutzte Tunnel parallel zur Strasse auf – es sind die Überreste der ehemaligen Mont-Cenis-Bahn, die nur drei Jahre von 1868 bis 1871 in Betrieb war und dann durch den Mont-Cenis-Tunnel abgelöst wurde. Investoren hatten sich damals verspekuliert und auf eine wesentlich längere Bauzeit des Tunnels gesetzt.20120729-214435.jpg
Nach der Grenze zu Italien wird die Strasse dann noch steiler – im 2-stelligen Prozentbereich heißt es nun volle Konzentration auf den Gegenverkehr und mittlerweile auch viele überholende Fahrzeuge. Die Strecke verläuft mittlerweile weitgehend im Wald; doch ab und zu gibt es schöne Ausblicke ins Piemont. Nach Bard Cenisio heißt es sich zu entscheiden: Schnell im dichten Verkehr weiter bergab oder ein kleines Sträßchen links abbiegen um den Preis wieder gut 150m bergauf zu fahren.
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Ich entscheide mich gegen Tempo und für die schönere Strecke. Das Wetter ist schließlich gut und in Briançon ist die Unterkunft vorgebucht, so dass kein Zeitdruck besteht. Und die Entscheidung war richtig: das richtige Kontrastprogramm zur Nationalstraße, bei der man auch noch durch schöne Dörfer kommt. 20120729-214507.jpg
Hinter dem ersten Dorf Moncensio geht’s dann kräftig in sehr engen Kehren bergab. Die Scheibenbremsen scheinen dabei zu glühen – es riecht nach Eisen. Bei der Abfahrt kommen zum Glück nur 2 Autos entgegen. Eigentlich möchte man immer wieder anhalten, um die Landschaft zu genießen oder ein Foto zu machen – aber am steilen Hang ist das gar nicht so einfach.20120729-214644.jpg
Je weiter sich die Strasse hinunter schraubt, desto wärmer wird es. Vor allem wir es auch noch ziemlich windig – zum Glück von Norden her, so dass die weitere, abschüssige Fahrt bis Susa ratzfatz geht. Novalesa lasse ich links liegen – schließlich stehen heute noch einige Kilometer an.
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Schnell ist Susa erreicht. Da ich vielleicht noch den Zug um 12.36 Uhr erreichen möchte, halte ich mich nicht lang auf. 20120729-230307.jpg
Das hätte ich dann aber doch tun können. Zum Bahnhof Meana-di-Susa, der an der Eisenbahnachse Lyon – Mailand liegt, ging’s nämlich deutlich steiler als erwartet bergauf. Mit in der Mittagshitze ätzenden bis zu 13% hatte ich nicht gerechnet (Eigentlich kein Wunder: der Abschnitt gehört ja zur anspruchsvollen Passroute über den Colle delle Finestre). So kam ich dann an dem Bahnhof 10 Minuten zu spät an – der Zug war natürlich weg und der nächste sollte in 110 Minuten kommen. Zurück nach Susa wollte ich dann aber doch nicht (zweimal muss die Strecke ja nicht sein). Um zum Bahnsteig zu kommen, war ich ja schließlich dann auch eine Weile beschäftigt. Rad und Gepäck mussten schließlich im Treppenhaus(!) des Bahnhofsgebäudes drei Etagen nach oben in die Bahnsteigunterführung getragen werden und dann ging’s nochmal ne Treppe hoch zum Bahnsteig (Später habe ich dann gesehen, dass man sich diese Prozedur hätte sparen können, wenn man sich nicht an den ausgeschilderten Weg zum Bahnhof gehalten hätte, sondern auf der Strasse die Bahn unterquert hätte.). Die Wartezeit nutze ich, um nach einem Fahrkartenautomaten zu suchen (=Fehlanzeige, trotz Treppenhaus nochmal ganz runter und wieder rauf) und zum Kartenstudium. Für Abwechslung sorgte ab und zu ein durchfahrender Zug. 20120729-230320.jpg
Pünktlich um 14.36 Uhr kommt dann der Regionalzug. Ich bleibe gleich im Eingangsbereich, da der Fahrradabstellplatz zum Abstellen von Rucksäcken einer Pfadfindergruppe missbraucht wird.
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Als der Schaffner kommt, wedle ich mit dem Geldbeutel. Er fragt aber nur, ob ich bis Bardonnecchia möchte und war nicht mehr gesehen. Nach einer guten halben Stunde ist Bardonecchia erreicht.
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Hier ist es spürbar kühler als in Susa, was mir sehr entgegenkommt. Schließlich sind noch über 500 Höhenmeter angesagt. Die ersten Kilometer durch den Ort sind ziemlich verkehrsreich. Offenbar werden einige Sonntagsausflugsziele entlang des unteren Bereichs der Passstrasse erschlossen. Bald wird der Blick frei auf die Kehren zum Col de l’Echelle und die Berge.
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Mit 6 – 11% Steigung geht’s bergauf und dabei hat man mit zunehmender Höhe einen immer umfassenderen Ausblick.20120729-230551.jpg20120729-230607.jpg
Schließlich wendet sich die Strasse nach Südwesten in ein Hochtal, dass offensichtlich ein dankbares Naherholungsgebiet für Italiener und Franzosen darstellt. Schließlich wird hier auch wieder die Grenze nach Frankreich passiert. Der eigentliche Col ist unspektakulär.20120729-230620.jpg
Der Blick zurück gibt aber interessante Blicke auf eigenartige Gesteinsformationen frei.
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Nun geht es ziemlich flott – trotz Gegenwind – hinab bei ziemlich viel Verkehr. Offenbar sind die Naherholungssuchenden auf der Heimfahrt.20120729-230645.jpg
Das letzte Stück geht’s auf der Nationalstraße in noch dichterem Verkehr talwärts und schließlich kommt die beeindruckende Kulisse von Briançon ins Sichtfeld.
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In der Cité Vauban habe ich mein Zimmer gebucht, so dass nach dem Duschen noch ein schöner Rundgang durch die imposante Festungsanlage möglich ist.20120729-230739.jpg
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Im Überblick:
Etappe Teil 1: Lanslevillard – Meana, 51,2 km
bergauf: 878m
bergab: 1.783m

Karte Copyright by Geoportal/IGN
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Etappe Teil 2: Bardonecchia – Briançon, 31,10km
bergauf: 558m
bergab: 498m
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