Archiv für den Monat: Juli 2012

7. Etappe: Guillestre – Barcelonnette

Nach dem für französische Verhältnisse üppigem Frühstück schwinge ich mich schon um kurz vor 8 Uhr aufs Rad. Es soll ja wieder recht warm werden. Gleich hinter Guillestre gelt es ordentlich zur Sache – keine Chance zum gemütlichen Einradeln. 19km sind es bis zum Col de Vars, dem heutigen Etappenhöhepunkt.
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Mit durchschnittlich über 8% Steigung schraubt sich die Straße schnell nach oben. Immer wieder gibt’s schöne Ausblicke in das Tal der Durance und die umliegenden Berge.20120731-223228.jpg
Die teilweise bis zu 13% machen ganz schön zu schaffen. Mir kommt der Aufstieg deutlich härter vor als gestern beim Col d’Izoard. Etwas moderater wird es nur vorübergehend an einem Wiesenhang. Zumindest hält sich der Verkehr ziemlich in Grenzen.
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Schließlich enden die Serpentinen und die Strasse verläuft am Hang hoch über dem Tal. Am Talschluss sind bereits die Ortsteile von Vars zu erkennen.
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Ein letzter Blick zurück eröffnet nochmal eine aussichtsreiche Ansicht.20120731-223303.jpg
In den Ort Vars- St. Marcelin geht’s nun erstmal wieder etwas bergab, ebenso in den nächsten Ortsteil Ste.-Marie. Hier decke ich mich noch einmal mit Getränken ein (überflüssiger Ballast, wie sich herausstellt, der bis Barcelonnette mitfährt). Waren die beiden Ortsteile von Vars zumindest nicht hässlich, so trifft das dann aber für Vars-les Claux zu. Nach einem steilen Aufstieg dorthin, bleibt nur die Durchfahrt. Allerdings ist relativ viel los in dem eigentlich eher wintersportorientierten Ort.
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Nett, dass am Ortsausgang ein Hinweis meldet, dass der Col de Vars geöffnet ist. Alles andere wäre jetzt doch ärgerlich. Die letzten Kilometer werden landschaftlich wieder schöner. Ein pittoresker See wird passiert.20120731-223325.jpg
Weniger später ist die Paßhöhe erreicht. Ein lautes Blöken ist dort unüberhörbar – Dutzende von Schafen sind am steilen Hang des Passes.
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In die andere Richtung hat man schöne Ausblicke in die Gebirgslandschaft. Natürlich darf ein Foto auch an diesem Paß nicht fehlen. Im Minutentakt werden hier Bilder der laufend neu ankommenden Radler und Motorradbiker geknipst. Trotzdem ist es relativ ruhig.
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Nach einer ausgiebigen Pause steht die Talfahrt an – hoffentlich nicht wieder bei so einem unangenehmen Gegenwind. Ich habe Glück: Flüssig geht’s die steilen Serpentinen hinab.20120731-223426.jpg
Wie schnell sind doch 600 Höhenmeter wieder „verloren“! In St.-Paul-sur-Ubaye noch einmal ein Blick zurück zum Col und dann verläuft die Strasse südwärts durch das deutlich engere Tal der Ubaye.
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Schließlich wird les Gleizolles erreicht und man trifft auf die Nationalstraße vom Col de Larche an der Grenze zu Italien. Meine Route führt mich aber nach Westen.
Bis Barcelonnette ist es dann ein unspektakuläres Dahingeradle – einziges zweifelhaftes Highlight war die Überholung eines überlangen Monstertrucks gefühlte 10mm an mir vorbei 🙁 🙁 :-(.
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Noch vor 13 Uhr erreiche ich Barcelonnette, so dass ich überlege gleich weiterzufahren. Allerdings ist es doch sehr heiß und die nachfolgende Strecke ist bestimmt am nächsten Morgen mehr zu genießen. Also miete ich mich ein und mache mir einen gemütlichen Nachmittag im netten Städtchen Barcelonnette.
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Im Überblick:
Etappe: Guillestre – Barcelonnette, 51km
bergauf: 1.143m
bergab: 1.035m

6. Etappe: Briançon – Guillestre

Der Wetterbericht verheißt heute absolutes Topwetter, so dass ich mich entschließe früh aufzustehen; auch um bei noch relativ kühler Luft die heute über 1.100m Anstieg zum Col d’Izoard besser bewältigen zu können. Schließlich wird bei Quaeldich.de der Pass als sportlich anspruchsvoll beschrieben. Also entschließe ich gleich mit dem Gepäck zum Frühstück aufzubrechen. Vor der Residence du Temple und dem dazugehörigen Restaurant herrscht aber noch Totenstille. Offenbar wacht die Oberstadt von Briançon (übrigens nach Davos die zweithöchste Stadt Europas) erst später auf. Also halte ich nach einer anderen Frühstücksmöglichkeit Ausschau. In einem Hotel werde ich fündig. Die alte Dame serviert prompt das typische französisches Frühstück. Die Wände sind mit Aufnahmen von der Tour de France, die in Briançon schon häufiger zu Gast war, geschmückt. Eine gute Einstimmung in den heutigen Tag. Nach dem Frühstück ist inzwischen auch am Place du Temple Leben eingekehrt. Ich bekomme mein Bike aus der Garage und los geht’s.

Überflüssigerweise geht’s erstmal gut 100m im Ort hinab. Schnell ist der untere Teil von Briançon durchfahren und die Strasse zum Col d’Izoard beginnt. Angenehm fällt auf, dass die Strasse durchgehend einen Radstreifen hat – dabei ist relativ wenig Verkehr auf dieser Route. 19km liegen nun bis zum Col vor mir.
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Es geht gleich kräftig mit bis zu 10% Steigung bergauf. Hoch über dem Lac de Pont Baldy weist eine Tafel auf eine offizielle Tour de France- Route hin. Immer wieder geht’s auch wieder etwas bergab, so dass beim Höhengewinn immer wieder Abstriche gemacht werden müssen. Schließlich wird Cerviéres erreicht.
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Die Landschaft wird nun deutlich alpiner. Die schönen Ausblicke sind eine gute Ablenkung zum kräftezehrenden Aufstieg.
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In Fahrtrichtung wird der Blick zum Col durch einen davor liegenden Hügel verstellt. Vielleicht auch ganz gut so … .
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Schließlich ist es mit der Aussicht vorbei und man kann sich voll auf die bis zu 12% Steigung konzentrieren. In vielen Kehren schraubt sich die Strasse in einem Kiefernwald nach oben. Allerdings macht sich das Training der vergangenen Etappen bezahlt – so sind nur wenige Verschnaufpausen nötig. Immer wieder überholen einen Rennradfahrer, die ohne Ballast deutlich zügiger den Berg erklimmen können. Schließlich wird der Tannenwald verlassen und man erkennt die letzten Kehren zum Pass. Auch fallen schon die ersten bizarren Felsformationen auf.
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Endlich der letzte Kilometer – noch 3 Kehren und dann ist es geschafft!
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Am Col ist man nicht allein: Zahlreiche Radler, Motorradbiker und einige Autofahrer sind bereits versammelt. Kein Problem hier ein Foto am pompösen „Paßschild“ zu bekommen.

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Bei dem herrlichen Wetter ist Verweilen angesagt. Ein nahe liegender Aussichtshügel bietet einen tollen Rückblick auf die zurückgelegte Strecke und die ersten Kilometer der Abfahrt.
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Nach der ausgiebigen Rast ist nun die Abfahrt angesagt. In vielen steilen Kehren geht’s hinunter. Die bizarren Steinformationen La Casse Déserte zwingen jedoch immer wieder zum Anhalten für einen Fotostop.
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Unangenehm ist der starke Südwestwind, der bei der steilen Abfahrt auch das Gleichgewichtsvermögen herausfordert. Schließlich kommt Brunissard ins Blickfeld.
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Auf der abschüssigen Strasse kommt man nicht in Verlegenheit in dem Ort anzuhalten. Bei den entgegenkommenden Radlern sieht das anders aus. Bei trotz Gegenwind flotter Talfahrt wird die D947 erreicht, die nach links zum Col Agnel nach Italien führt – wäre auch mal reizvoll! Heute geht’s jedoch weiter talwärts durch die Combe du Queyras, einer Schlucht, in der insbesondere Kanufahrer ihren Spaß haben.20120730-210006.jpg
Der heiße Gegenwind nervt leider etwas, aber kurz vor Guillestre lenkt die beeindruckende Gorges du Guil ab.
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Über einen Schotterweg fahre ich von Norden her in den Ort. Dabei bietet sich ein schöner Blick in das Tal der Durance.
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Im Hotel La Catinat Fleuri miete ich mich ein. Dank der zeitigen Ankunft kann ich hier vor einem Stadtbummel und dem verdienten Abendessen auch noch den Pool nutzen.
20120730-210104.jpgInnenstadt von Guillestre

Im Überblick:
Etappe: Briançon – Guillestre, 52km
bergauf: 1.362m
bergab: 1.559m

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5. Etappe: Lanslevillard – Briançon

Nach einer etwas unruhigen Nacht (die Bar im Untergeschoss scheint am Wochenende der Inntreff für die Jugend im Tal zu sein …) ging’s punkt 7.30 Uhr zum Frühstück, so dass bereits um 8.10 Uhr Aufbruch angesagt war. Direkt am Hotel geht’s links gleich hinauf zum Col du Mont Cenis.20120729-214052.jpg
Der frühe Aufbruch war gleich dreifach gut: Erstens konnte der Aufstieg von rund 500m im Schatten (bzw. Wolkennebel) bewältigt werden, zweitens war die Strasse noch nicht von Motorrädern und Wohnmobilen in Beschlag genommen und drittens galt es ja heute den Ruhenachmittag aufzuholen ;-). Mit 6-10% hat es der Aufstieg durchaus in sich – ist aber doch zügig zu schaffen.20120729-214109.jpg
Kurz vor dem Pass kommt dann die Belohnung: Die Sonne ist da; der Nebel liegt hinter mir und es folgt eine herrliche Strecke am Lac du Mont Cenis entlang.20120729-214149.jpg
Da ich vergeblich nach einem ordentlichen Paßschild Ausschau gehalten habe, muss ein Foto direkt am See herhalten, das ein inzwischen eintreffender Radler macht:
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Inzwischen ist der Verkehr deutlich stärker geworden. Besonders viele Motorräder und Wohnmobilie sind nun unterwegs – gut, dass der Anstieg geschafft ist. Hinter der Staumauer geht’s dann gut bergab.20120729-214204.jpg
Auf der rechten Seite fallen einige ungenutzte Tunnel parallel zur Strasse auf – es sind die Überreste der ehemaligen Mont-Cenis-Bahn, die nur drei Jahre von 1868 bis 1871 in Betrieb war und dann durch den Mont-Cenis-Tunnel abgelöst wurde. Investoren hatten sich damals verspekuliert und auf eine wesentlich längere Bauzeit des Tunnels gesetzt.20120729-214435.jpg
Nach der Grenze zu Italien wird die Strasse dann noch steiler – im 2-stelligen Prozentbereich heißt es nun volle Konzentration auf den Gegenverkehr und mittlerweile auch viele überholende Fahrzeuge. Die Strecke verläuft mittlerweile weitgehend im Wald; doch ab und zu gibt es schöne Ausblicke ins Piemont. Nach Bard Cenisio heißt es sich zu entscheiden: Schnell im dichten Verkehr weiter bergab oder ein kleines Sträßchen links abbiegen um den Preis wieder gut 150m bergauf zu fahren.
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Ich entscheide mich gegen Tempo und für die schönere Strecke. Das Wetter ist schließlich gut und in Briançon ist die Unterkunft vorgebucht, so dass kein Zeitdruck besteht. Und die Entscheidung war richtig: das richtige Kontrastprogramm zur Nationalstraße, bei der man auch noch durch schöne Dörfer kommt. 20120729-214507.jpg
Hinter dem ersten Dorf Moncensio geht’s dann kräftig in sehr engen Kehren bergab. Die Scheibenbremsen scheinen dabei zu glühen – es riecht nach Eisen. Bei der Abfahrt kommen zum Glück nur 2 Autos entgegen. Eigentlich möchte man immer wieder anhalten, um die Landschaft zu genießen oder ein Foto zu machen – aber am steilen Hang ist das gar nicht so einfach.20120729-214644.jpg
Je weiter sich die Strasse hinunter schraubt, desto wärmer wird es. Vor allem wir es auch noch ziemlich windig – zum Glück von Norden her, so dass die weitere, abschüssige Fahrt bis Susa ratzfatz geht. Novalesa lasse ich links liegen – schließlich stehen heute noch einige Kilometer an.
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Schnell ist Susa erreicht. Da ich vielleicht noch den Zug um 12.36 Uhr erreichen möchte, halte ich mich nicht lang auf. 20120729-230307.jpg
Das hätte ich dann aber doch tun können. Zum Bahnhof Meana-di-Susa, der an der Eisenbahnachse Lyon – Mailand liegt, ging’s nämlich deutlich steiler als erwartet bergauf. Mit in der Mittagshitze ätzenden bis zu 13% hatte ich nicht gerechnet (Eigentlich kein Wunder: der Abschnitt gehört ja zur anspruchsvollen Passroute über den Colle delle Finestre). So kam ich dann an dem Bahnhof 10 Minuten zu spät an – der Zug war natürlich weg und der nächste sollte in 110 Minuten kommen. Zurück nach Susa wollte ich dann aber doch nicht (zweimal muss die Strecke ja nicht sein). Um zum Bahnsteig zu kommen, war ich ja schließlich dann auch eine Weile beschäftigt. Rad und Gepäck mussten schließlich im Treppenhaus(!) des Bahnhofsgebäudes drei Etagen nach oben in die Bahnsteigunterführung getragen werden und dann ging’s nochmal ne Treppe hoch zum Bahnsteig (Später habe ich dann gesehen, dass man sich diese Prozedur hätte sparen können, wenn man sich nicht an den ausgeschilderten Weg zum Bahnhof gehalten hätte, sondern auf der Strasse die Bahn unterquert hätte.). Die Wartezeit nutze ich, um nach einem Fahrkartenautomaten zu suchen (=Fehlanzeige, trotz Treppenhaus nochmal ganz runter und wieder rauf) und zum Kartenstudium. Für Abwechslung sorgte ab und zu ein durchfahrender Zug. 20120729-230320.jpg
Pünktlich um 14.36 Uhr kommt dann der Regionalzug. Ich bleibe gleich im Eingangsbereich, da der Fahrradabstellplatz zum Abstellen von Rucksäcken einer Pfadfindergruppe missbraucht wird.
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Als der Schaffner kommt, wedle ich mit dem Geldbeutel. Er fragt aber nur, ob ich bis Bardonnecchia möchte und war nicht mehr gesehen. Nach einer guten halben Stunde ist Bardonecchia erreicht.
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Hier ist es spürbar kühler als in Susa, was mir sehr entgegenkommt. Schließlich sind noch über 500 Höhenmeter angesagt. Die ersten Kilometer durch den Ort sind ziemlich verkehrsreich. Offenbar werden einige Sonntagsausflugsziele entlang des unteren Bereichs der Passstrasse erschlossen. Bald wird der Blick frei auf die Kehren zum Col de l’Echelle und die Berge.
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Mit 6 – 11% Steigung geht’s bergauf und dabei hat man mit zunehmender Höhe einen immer umfassenderen Ausblick.20120729-230551.jpg20120729-230607.jpg
Schließlich wendet sich die Strasse nach Südwesten in ein Hochtal, dass offensichtlich ein dankbares Naherholungsgebiet für Italiener und Franzosen darstellt. Schließlich wird hier auch wieder die Grenze nach Frankreich passiert. Der eigentliche Col ist unspektakulär.20120729-230620.jpg
Der Blick zurück gibt aber interessante Blicke auf eigenartige Gesteinsformationen frei.
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Nun geht es ziemlich flott – trotz Gegenwind – hinab bei ziemlich viel Verkehr. Offenbar sind die Naherholungssuchenden auf der Heimfahrt.20120729-230645.jpg
Das letzte Stück geht’s auf der Nationalstraße in noch dichterem Verkehr talwärts und schließlich kommt die beeindruckende Kulisse von Briançon ins Sichtfeld.
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In der Cité Vauban habe ich mein Zimmer gebucht, so dass nach dem Duschen noch ein schöner Rundgang durch die imposante Festungsanlage möglich ist.20120729-230739.jpg
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Im Überblick:
Etappe Teil 1: Lanslevillard – Meana, 51,2 km
bergauf: 878m
bergab: 1.783m

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Etappe Teil 2: Bardonecchia – Briançon, 31,10km
bergauf: 558m
bergab: 498m
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4. Etappe: Val d’Isere – Lanslevillard

Der Wetterbericht verheißt für heute nichts Gutes – irgendetwas zwischen 10% Sonnenschein und 90% Regenwahrscheinlichkeit, dazu Gewitter. Und in der Tat nach dem Aufziehen der Vorhänge wird das bestätigt: Strömender Regen und mit 12 Grad ziemlich kalt :-(. Also erst einmal Frühstücken! Danach sieht es allerdings nicht entscheidend besser aus; die Suche nach Alternativen ist zum Scheitern verurteilt: Bleiben geht nicht, da die Hotels wegen der WM ausgebucht sind. Auch eine vielleicht mögliche Fahrt im Sessellift mit den Mountainbikern zum Tête du Solaise, um von dort auf die Paßstrasse zu gelangen, verwerfe ich. Also geht’s in einer etwas trockeneren Phase los. Das Dorf wird schon üppig mit Musik und den Anweisungen der WM-Organisatoren beschallt. Kurz hinter Val d’Isere wird es jedoch ruhiger. Die Strasse hat man fast für sich allein.
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Und der erste Kilometerstein zeigt wie weit es noch zum Paß ist – die moderate Steigung ermöglicht ein gutes Einradeln.20120728-182150.jpg
Nachdem der Regen wieder stärker wird, stelle ich mich in einer Seilbahnstation unter. Als ich überlege, die Regenjacke anzuziehen, entdecke ich blaue Felder am Himmel. Und tatsächlich, der Himmel reißt auf! Flott geht es zum Talschluss und dann beginnt die Steigung zuzulegen. Inzwischen hat man herrliche Blicke in die Bergwelt und nach wie vor hat man die Strasse fast für sich allein. 20120728-182202.jpg
Schnell gewinnt man an Höhe. Man blickt auf Val d’Isere, das tief unten im Tal liegt. Auch den Lac du Chevril erkennt man in der Ferne. 20120728-182213.jpg
Schließlich wendet sich die Paßstrasse Richtung Süden. Es wird ungemütlicher; die Sonne ist weg, ein stärkerer, kalter Wind bläst einem entgegen. In nicht mehr allzu weiter Ferne erblickt man die Paßhöhe und schließlich überholt mich ein Rennradfahrer.20120728-182238.jpg
Endlich der letzte Kilometer und der höchste (wirkliche) Alpenpass, der durch eine Strasse erschlossen wird, ist geschafft!20120728-182251.jpg
Einige Radfahrer von der anderen Seite sind auch schon da. Im Restaurant wärme ich mich bei einem Kaffee auf, dann wird die Windweste übergezogen und es geht bergab. Gut, dass mein Bike Bremsen hat. Bei über 10% Gefälle ist starke Konzentration gefragt; zumal rechts der Abhang einen Fahrfehler nicht verzeihen würde.20120728-182310.jpg20120728-182318.jpg
Bald wird im Tal Bonneval sur-Arc sichtbar, das schnell erreicht ist.20120728-182326.jpg
Nun ist Genußradeln angesagt. Bei leichtem Gefälle geht es durch Bessans weiter flott voran. Einige Kilometer vor Lanslevillard geht’s dann doch noch einmal bergauf zu einem Col de la Madeleine, der aber wohl nichts mit dem bekannten Col der Tour de France zu tun hat.20120728-182338.jpg
In Lanslevillard entschließe ich mich aufgrund der unsicheren Witterung, nicht mehr zum Col du Mont Cenis weiter zu radeln, sondern einen halben Ruhetag einzulegen. Direkt an der Abzweigung zum Col miete ich mich im Hotel ein und genieße dann den Nachmittag, der dann doch noch Sonne bereit hält.20120728-182347.jpg

Im Überblick:
Etappe: Val d’Isere – Lanslevillard, 47km
bergauf: 1.109m
bergab: 1.438m

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3. Etappe: Lac de Roselend – Val d’Isere

Eine japanische Gästegruppe polterte bereits um 6 Uhr in den hellhörigen Zimmern, so dass das Aufstehen kein Problem war. Bereits um 8.15 Uhr ging es los.
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Dank der frühen Abfahrt hat man die Straße fast für sich allein. Gemütlich geht’s am See entlang bevor es dann kräftig bergauf geht.
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Dank des Schattens machen die 7 – 9% kaum zu schaffen. Ein letzter Blick auf den See und dann wendet sich die Strasse in Richtung Osten auf ein Hochplateau.
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Nach zwei weiteren Kehren ist dann bald die Paßhöhe auf 1968m erreicht. Ein herrlicher Ausblick auf die Blumenwiesen, die Berge und die talwärts verlaufende Strasse. Nach dem obligatorischen Paßfoto geht’s weiter in vielen Kehren bergab.

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Nun wird der Verkehr stärker; es ist kurz nach halb zehn und auch die ersten Radler kommen entgegen. Bis Bourg St. Maurice bestimmt an die 50! Besonders im oberen Teil der Abfahrt bieten sich immer wieder klasse Ausblicke.
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In Bourg St. Maurice hat einen die Zivilisation zurück. Im dichten Verkehr geht’s über Sées zunächst relativ moderat taleinwärts. Nervig sind allerdings die meist schön dicht an einem vorbei brausenden LKWs. Leider sind letztere bis kurz vor Val d’Isere treue Begleiter – eine Großbaustelle bei les Boisses, wie sich später herausstellt. Kurz vor Ste-Foy-Tarentaise geht es dann zur Sache. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, geht es nun mit 4-9% gut 900m bergauf. Ab und zu entschädigen die Blicke auf die andere Talseite.
20120727-194137.jpgBlick durch eine Galerie.
Kurz vor dem Lac du Chevril ist man noch einmal richtig gefordert. Dann geht’s durch zahlreiche Tunnels und Galerien am See entlang, wobei die Durchfahrt durch die Tunnel schon einen etwas mulmig zu Mute werden lässt – zum Glück sind die LKWs vor dem See abgebogen.
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Nach dem See folgen nochmals zwei Tunnel und dann ist endlich Val d’Isere erreicht. Eigentlich hatte ich ja erwartet, dass das Wintersporteldorado im Sommer eine ruhige Bergoase ist. Jedoch weit gefehlt: Ausgerechnet an diesem Wochenende findet hier der Mountainbike Downhill World Cup 2012 statt. Naja zumindest gibt es so einiges zu schauen. Am Nachmittag gießt es dann bei Gewitter aus allen Kübeln, danach kommt die Sonne wieder raus und die Mountainbiker haben noch mehr Spaß bei der Schlammabfahrt.

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Im Überblick:
Etappe: Lac de Roselend – Val d’Isere, 58km
bergauf: 1.500m
bergab: 1.279m

2. Etappe: Annecy – Lac de Roselend

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Das Superwetter (klarer blauer Himmel) zieht einen nach dem Frühstück gleich auf die Piste. In Annecy startet direkt an der Uferpromenade ein Radweg nach Albertville.

Die ersten rund 30km bis Ugine verlaufen unabhängig vom Straßenverkehr auf einer optimal zum Radweg umfunktionierten ehemaligen Bahnstrecke. Immer wieder hat man herrliche Blicke auf den See, die Berge und sogar ein ehemaliger Eisenbahntunnel wird durchquert. Fast immer ohne Steigung geht es flott vorwärts.

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Nach Ugine ändert sich das aber gewaltig. Um den Aufstieg zum Col de la Forclaz zu finden, muss man erst einmal weiter auf dem Radweg Richtung Albertville entlang der autobahnmäßigen D1212 eigentlich in die falsche Richtung radeln. Nach wenigen Kilometern kommt dann endlich eine Überquerungsmöglichkeit über die D1212 und man radelt dann wieder nordwärts bis zur Abzweigung auf die D67, auf der es dann gleich ordentlich nach oben geht.

20120727-184041.jpgErst um 5% Steigung, im weiteren Verlauf dann aber bis zu 9%. Inzwischen fordert die Hitze ihren Tribut: Immer wieder sind Pausen angesagt. Doch endlich ist die kleine Passhöhe erreicht:

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Zügig gehts dann gleich wieder runter in das Tal der Doron und weiter mehr oder weniger leicht bergauf bis Beaufort. Leider ist jetzt Mittagszeit – alle Läden haben bis 15 Uhr zu. Da der Getränkevorrat zur Neige geht (Bei der Hitze kein Wunder) wird der Einkauf nach Arêches verschoben. In Beaufort beginnt dann gleich am Sonnenhang ein schönes Serpentinen- Sixpack, dass es ordentlich in sich hat. Zur Motivation des ambitionierten Radfahrers sind nun auf jeden km kleine Schildchen aufgestellt, die über Höhe, durchschnittliche Steigung auf dem nächsten km und die verbleibenden km bis zum Col du Pré informieren.
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Von Beaufort sind es noch 12 km und rund 1.000 Höhenmeter bis zum Col.

Inzwischen auf einer Höhe gut 1.000m angekommen wird Arêches erreicht. In einer Bar gibt’s Kaffee und Orangina (gehört in Frankreich einfach dazu). Die Pause bis der Laden öffnet, tut ganz gut. Denn das Schlimmste kommt ja noch. Nach dem Getränkeeinkauf geht’s dann die steilen Kehren hinauf. Im unteren Teil nerven etwas die Laster und Betonmischer auf der kleinen Strasse, die aber bald abbiegen. Die Schildchen bestätigen den körperlichen Zustand: Durchschnittliche Steigungen von 7 – 10.7% werden genannt. Immer wieder heißt es bei der Hitze unter einem Baum Durchschnaufen oder auch mal Schieben. Aber der fantastische Blick, der mit jedem Höhenmeter besser wird, gleicht alles aus.

20120727-184214.jpg Da ja sowieso am See die Unterkunft gebucht ist, spielt Zeit ja auch keine Rolle. Die Passhöhe (1.748m) ist zunächst relativ unspektakulär. Das ändert sich jedoch einige 100m weiter, wenn der See ins Blickfeld kommt. Einfach klasse dieser Ausblick:

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Auch beim Bergabfahren heißt es immer wieder Anhalten für einen Fotostop oder einfach nur zum Schauen. Schließlich wird die Staumauer befahren und nach wenigen Metern ist das Chalet de Roselend erreicht. Das Rad wird im Vorratsraum deponiert und dann geht’s in das einfache Zimmer – größte Sorge der Dame war dabei, dass die Schuhe auch sauber sind. Der Abendausklang auf der Terrasse mit Blick auf die morgige Route ist einfach genial.

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Im Überblick:
Etappe: Annecy – Lac de Roselend, 77km
bergauf: 1.767m
bergab: 727m
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1. Etappe: Anreise und von Genf nach Annecy

Am 25.7.2012 um 4.37 ging’s mit Stadtbahn, Regionalzügen ICs bis nach Genf. Leider musste in Offenburg ein unplanmäßiger Aufenthalt eingelegt werden. Streckensperrung bei Lahr wegen Personenunfall. Mein Zug fiel aus, so dass es erst eine Stunde später als geplant weiter ging. Aber dann hat alles geklappt – Umstieg in Basel Bad und Basel SBB, sowie Bern. Viel mehr Fahrräder hätten allerdings nicht an Bord sein dürfen. In allen Zügen herrschte rege Fahrradmitnahme – auch in der Schweiz! Lediglich vor 9 Uhr war es leerer (wohl wegen des Aufpreises von 5€).

20120725-220921.jpg im RE zwischen Karlsruhe und Offenburg

Statt 12.15 Uhr war ich dann erst 13.15 Uhr bei sommerlichen 29 Grad Celsius in Genf und endlich konnte es losgehen.

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Zunächst galt es erstmal aus dem Verkehrsgewühl sich Richtung Frankreich vorzuarbeiten. Insgesamt nicht besonders schön, aber es ging dann doch schneller als ich dachte. In Anbetracht der Hitze habe ich dann statt der geplanten Route über den Mont Saleve dann doch lieber die Hangstrasse D15 genommen. Da geht’s zwar auch ordentlich bis auf knapp 900m bergauf, aber das ist dann doch weniger als auf dem Berg. Schließlich kommen ja die Höhenmeter noch schnell genug.

Nach Cruseilles überquert man die beeindruckende Ponte de la Caille mit schönem Tiefblick in die Schlucht.

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Um dem Verkehr in Richtung Annecy zu entgehen, empfiehlt sich die Route nach der Brücke rechts und später über den kleinen Col de Mallebranche (702m) und weiter über die schöne Rue de Proméry nach Proméry und weiter nach Metz-Tessy.

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Auf mehr oder weniger guten Radwegen an stärker befahrenen Strassen geht’s dann in die Innenstadt von Annecy. Ich bin im Hôtel de Bonlieu abgestiegen, das einen guten Eindruck macht und zudem in der Nähe der Altstadt und dem See liegt. Für mein Bike gab es sogar ein eigenes Zimmer.

20120725-222905.jpgAltstadt von Annecy

Im Überblick:
Etappe: Genf – Annecy, 56km
bergauf: 627m
bergab: 567m

Karte (Copyright by geoportal/ign)

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