Archiv für den Tag: 7. August 2014

Von Flåm nach Skjolden

Drei Minuten bevor der Wecker klingelt, wurde ich wach. Und das um kurz nach 5 Uhr am Morgen. Duschen, anziehen und die letzten Sachen zusammenpacken und es geht nach unten zur Rezeption, die allerdings verweist ist. An einem Telefon steht eine Nummer, die man anrufen soll, was ich dann auch mache. Doch dann regt sich etwas und ein verschlafener Nachtportier kommt. Er drückt mir noch das Frühstückspäckchen in die Hand (Frühstück gibt’s erst ab 7 Uhr) und ich belade mein Rad.
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Zum Hafen sind es nur 50m. Auf dem schwarzen Boot sind doch tatsächlich schon Menschen aktiv; außerdem scheinen mehrere Wanderer mitfahren zu wollen. Ich fahre auf die andere Seite des Hafens und die Stewardess (oder wie nennt man das auf dem Schiff?) hilft mir beim Einladen des Bikes.
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Wenige Minuten später düst das kleine Boot los. Die Morgenstimmung auf dem Aurlandsfjord, wie der Ableger des großen Sognefjords hier heißt, ist richtig schön. Zwar ist es noch etwas frisch und zwischendurch gehe ich immer wieder zum Aufwärmen in die Kabine, aber die Ausblicke sind fantastisch.
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Kaum zu glauben, dass hier gestern das riesige Kreuzfahrtschiff durchgefahren ist.
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Kurz vor dem Ziel Leikanger schaue ich auf die Uhr. Eineinhalb Stunden sind vergangen und die Zeit verging wie im Flug. Einer der Wanderer macht noch ein Bild von mir auf dem Boot (und rutscht durch das Wanken des Bootes aus und fällt auf seinen Allerwertesten – aber nichts passiert).
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Kaum habe ich das Boot verlassen, düst es auch schon wieder weiter.
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Und ich starte meine siebte Radfahretappe Richtung Osten zunächst immer am Sognefjord entlang.
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Die stärkere befahrene Hauptstraße führt durch zwei längere Tunnels, die für Radfahrer verboten sind, was aber eher angenehm ist. Denn die alte schmale Straße am Ufer entlang ist – seit es die Tunnels gibt – für Fußgänger und Radfahrer reserviert.
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Nach 22 km komme ich nach Sogndal, einem der größeren Orte am Fjord. Hier besorge ich Getränke und in einer Tankstelle einen frischen Kaffee, den ich nun auch dringend brauche. Schließlich gab’s heute noch keinen.
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Weiter geht es am Fjord entlang – immer wieder mit herrlichen Ausblicken.
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Am Ende des Fjords heißt es wieder kräftig in die Pedale treten. Es geht 200m steil bergauf durch eine enge Felsenschlucht.
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Oben angekommen wird der Blick frei auf den schönen Havslovatnet.
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An einer weiteren Tankstelle, die schön oberhalb des Sees liegt, mache ich Rast und genehmige mir noch einmal einen Kaffee und ein Eis. Von hier wollte ich eigentlich weiter auf der Nordseite des Sognefjords weiter radeln, aber Radfahrwegweiser führen Radler hinab nach Solvorn zur Fähre nach Urnes. Naja denke ich, dass dies vielleicht eine Unterstützungsmaßnahme für die Notleidenden Fährschiffer ist – zumal die sich anschließende Straße durch drei längere unbeleuchtete Tunnels führen soll. Aber ich folge brav der Beschilderung und rolle gemütlich den Berg hinab nach Solvorn. Bei der Abfahrt habe ich immer wieder schöne Blicke auf den Fjord.
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Und schließlich ist das kleine Fischerdorf erreicht.
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Bei der Fähranlegestelle warten schon einige Autos und Fußgänger. Allerdings ist noch eine halbe Stunde Zeit, so dass ich auf einer Bank die Sonne genießen kann.
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Das Beladen der Fähre stellt eine echte Herausforderung dar, da die Autos und Wohnmobile(!) rückwärts auf das Schiff müssen. Ein Wohnmobilfahrer stößt hier deutlich an seine Grenzen. Durch den emsigen Einsatz des Schiffspersonals, schafft er es dann doch sicher auf die Fähre. Kurz nach 12 Uhr legt das Schiff ab.
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Der Ticketverkäufer unterhält die Gäste mit dem Füttern von Möwen, so dass die Überfahrt recht kurzweilig ist.
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Schließlich ist Ornes erreicht.
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Die meisten der Überfahrer starten hier zur Besichtigung der alten Stabkirche Urnes, der ältesten Stabkirche der Welt und Weltkulturerbe der UNESCO. Ich schließe mich dem Tross allerdings nicht an, sondern fahre gleich weiter Richtung Osten. Schließlich liegen noch 30km vor mir und das Wetter erscheint trotz immer wieder sonniger Phasen unsicher.
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Die Fahrt auf der kleinen Straße ist wunderschön. Der Blick auf das türkisfarbene Meer und im Hintergrund auf gletscherbedeckte Berge ist einfach klasse.
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Dazu kommt vielleicht alle 15 Minuten mal ein Auto vorbei oder entgegen, so dass ich froh bin, der Beschilderung gefolgt zu sein.
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Etwas heikel sind in der Tat nur die drei Tunnels. Besonders der mittlere ist mit knapp 1km Länge und mehreren Kurven ziemlich unheimlich. Es ist stockdunkel, tropft von der Decke und die Straße ist ziemlich wellig. Jetzt nur nicht stehen bleiben und ohne Licht dastehen. Zwar hat meine Lampe eine gewisse Zeit Standlicht, aber danach … .
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Aber die Tunnel werden gemeistert. Und schließlich komme ich bei Sonnenschein nach Skjolden. Meine Unterkunft liegt drei km außerhalb, so dass ich mich entschließe, mir am Fjord in einem Café noch Kaffee und Kuchen auf der Sonnenterrasse zu gönnen. Schließlich ist es nach dem frühen Aufbruch heute morgen, erst 14.30 Uhr, also beste Kaffeezeit.
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Danach ist meine einfache Unterkunft – ein Wanderheim direkt gegenüber einem schönen Wasserfall erreicht.
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Die Dame an der Rezeption spricht fließend deutsch. Mit dem Zimmerschlüssel gehe ich zum Haus, in dem die Zimmer untergebracht sind.
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In der Tat ist alles recht einfach eingerichtet, aber o.k.. Ich nehme erst einmal eine Dusche. Allerdings stelle ich erst danach fest, dass weder Bettwäsche und Handtücher auf dem Zimmer sind. Was nun? Da es ganz ruhig im Haus ist, laufe ich (splitternackt) auf dem Flur entlang und entdecke den Wirtschaftsraum, in dem auch Handtücher untergebracht sind. Vielleicht nicht ganz in Ordnung – aber es ist ja schließlich eine Notsituation.

Danach gehe ich zum Haupthaus, besorge mir n Kaffee und die noch fehlende Bettwäsche, die extra zur zahlen ist, und setze mich draußen gegenüber den Wasserfall. Ein schöner Platz, um die Erlebnisse des Tages hier zusammenzufassen.
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Morgen steht die anstrengendste Etappe des Urlaubs an. Es geht auf die höchste Paßstrasse Nordeuropas, den Sognefjellsveien. Der Wetterbericht verspricht zumindest Trockenheit – mal sehn.

Der Tag im Überblick
Etappe 7:
Flåm – Leikanger (mit dem Boot) – Sogndal – Ornes – Skjolden
Gesamtlänge: 73,97 km, Aufstieg: 569m, Abstieg: 555m
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