Heute ist Ruhetag! Zumindest stehen heute nur 33km im wesentlichen bergab an. Deshalb gehe ich den Tag ruhig an. Erst gegen 9 Uhr erscheine ich beim Frühstück. Das norwegisch-französische Pärchen (Er aus Oslo und sie aus der Nähe von Nizza) ist auch noch dort. Ich war mit den beiden am Abend ins Gespräch gekommen, weil wir uns über den schwedischen Kellner amüsiert hatten, der einen irgendwie an Mister Bean erinnerte. So wurde jeder Gang des Menues, das für alle gleich war, nach Personenzahl des Tisches aus der Küche gebracht. So hatte er mal drei, mal zwei oder auch nur eine Suppe aus der Küche zum Servieren dabei. Das Ergebnis war, dass die Suppe für die letzten Tischen praktisch kalt war.
Die Beiden wollen Wandern gehen und haben sich eine 6-Stundentour vorgenommen. Sie hatte gestern etwas die Hoffnung geäußert, dass es heute regnet, um nicht wandern zu müssen. Sah das Wetter am frühen Morgen noch unsicher aus, so scheint es sich jetzt langsam dafür zu entscheiden, gut zu werden. Obwohl heute wenig ansteht ist mir das natürlich sehr recht. Die Deutsche an der Rezeption füllt mir noch Wasser auf und ich mache noch ein Bild vom schönen Panorama Richtung Norden.
Dann kann es losgehen.
Zunächst geht es noch einige Meter bergauf, doch dann wie erwartet rasant bergab. Der Tacho erreicht über 80km/h, was Dank der gut ausgebauten Straße und des geringen Verkehrs gut machbar ist. An einem kleinen Rastplatz halte ich kurz an, um den Blick zurück zu nehmen. Dabei habe ich auch einen schönen Blick in den hinteren Teil des Tales.
Es geht weiter bergab bis das Tal flacher wird und es sich auch wieder lohnt in die Pedale zu treten.
Nach einigen Kilometern fällt eine Friedhofskapelle ins Blickfeld, die sich architektonisch auf den norwegischen Stabkirchen anlehnt.
Schließlich mache ich an einem kleinen Supermarkt Station und besorge mir Getränke und Nüsse.
Zügig geht es weiter bergab. Es ist 11:30 Uhr und es sind nur noch 10km bis Lom, dem Ziel der heutigen Etappe. Inzwischen ist der Fluss, der die Abfahrt die ganze Fahrt begleitet, zu einem breiten Strom geworden.
Schließlich wird das Tal noch einmal enger.
Gegen 12 Uhr erreiche ich den Ort Lom, das mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten aufwartet. Highlight ist die Stabkirche von 1170.
Lom gehört zu den norwegischen Orten, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, den historischen Ortskern nicht nur zu erhalten, sondern auch bei Neubauten auf eine guten Integration der Architektur zu achten. Daneben gibt es mehrere Museen und dazu rauscht es überall durch die wasserreichen Flüsse und Bäche.
Auch meine Unterkunft genügt dem Anspruch Loms. Andvord Gard heißt sie und war ursprünglich eine Farm aus dem 14 Jhdt., die 2003-2005 zu einem besonders komfortablen und sehr schönen Hotel umgebaut wurde.
Die Verwalterin des Anwesens und ihr Mann begrüßen mich schon vor dem Haus sehr herzlich. Ich sei bestimmt Martin, sagt sie und beide geben mir die Hand. Er bereitet am Abend auch das köstlicher Diner zu. Dabei bekomme ich, obwohl ich nur das Dreigangmenue bestellt hatte, den vierten Gang dazu. Das Essen wird gemeinsam an einem großen Tisch eingenommen, so dass man gut ins Gespräch kommt. Meine Nachbarn wollen natürlich mehr über meine Radtour wissen. Außerdem geht es schließlich um die Infrastrukturfinanzierung in Deutschland und Norwegen. So gibt es wohl besonders in Oslo bei der Modernisierung des U-Bahnnetzes einen erheblichen Nachholbedarf. Schließlich bekomme ich noch einen kleinen Kurs in norwegischer Sprache. Bevor ich wieder aufs Zimmer gehe, mache ich noch einen kleinen Gang durch die schöne Anlage und genieße die angenehme Abendluft.
Der Tag im Überblick
9.Etappe:
Jotunheimen Fjellstue – Lom
Gesamtlänge: 34,53 km, Aufstieg: 69m , Abstieg: 653m
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