Ein abwechslungsreicher Tag mit Radfahretappen und Fährfahrten steht bevor. Doch noch bin ich auf der Fähre von Dänemark nach Norwegen
Im Halbschlaf nehme ich ein Klopfen an der Kabinentür wahr. Es ist 6:13 Uhr und 2 Minuten später wäre ohnehin der Wecker gegangen. Ich habe geschlafen wie ein Stein und der Blick durch das Bullauge zeigt nicht nur, dass es nicht mehr weit bis Stavanger sein kann, sondern auch, dass das Wetter auf deutsch gesagt beschissen ist.
Ich mach mich fertig und beschließe gleich mit dem Aufzug runter auf das Parkdeck zu fahren. Dort angekommen, mache ich erstmal auf die Suche nach meinem Fahrrad. LKWs dicht an dicht erschweren die Übersicht, Endlich habe ich mein Bike gefunden. Allerdings nicht mehr so wie abgestellt, sondern „vergraben“ hinter anderen Rädern.
Ich wundere mich, dass nicht mehr Menschen hier zugange sind und denke, dass das Schiff sicher länger Halt macht, so dass die Fahrgäste noch viel Zeit haben. Also beschließe ich mein Gepäck unten zu lassen und fahre mit dem Aufzug wieder nach oben zum Restaurantdeck. Draußen gießt es in Strömen, so dass es mich nicht wirklich nach draußen zieht. Der Duft nach Kaffee und frischen Croissants lässt Frühstücksappetit aufkommen und so denke ich, dass die Zeit noch für ein schnelles Frühstück ausreicht. Das Tablett wird vollgeladen und ein Cappuccino zubereitet. Während die Tasse vollläuft, ertönt plötzlich die Durchsage, dass alle Fahrgäste, die Stavanger zum Ziel haben, dass Schiff nun umgehend verlassen müssen. Noch etwas verschlafen realisiere ich, dass nix mehr mit einem schnellen Frühstück ist, lasse alles stehn und eile wieder zum Aufzug und fahre runter zum Parkdeck. Hier sind mittlerweile fast alle Fahrzeuge verschwunden. Die Radtaschen werden schnell aufs Rad geklemmt und raus gehts in den unangenehmen, wenn auch relativ warmen Dauerregen.. An einem überdachten Platz ziehe ich meine Regenjacke über, die nun mein Begleiter für die 17,5 km bis Stavanger ist.
Ein letzter Blick zurück zur Fähre und auf dem gut ausgebauten Radweg radle ich durch den Regen. Durch die Wärme kommt man gut ins Schwitzen, so dass man außen und innen der Kleidung nass ist :-(. In der Altstadt von Stavanger gehen die Schleusen nochmal kräftiger auf, so dass ich mich kurz in einem Buswartehaus unterstelle.
Ich fahre zum Fährhafen, an dem die Fjordfähren abfahren. Leider ist der Warteraum noch geschlossen, so dass ich mein Rad mit dem Gepäck draußen abstelle und mich entschließe etwas durch die Stadt zu laufen – auch um das Frühstück nachzuholen.
Die bunte Altstadt von Stavanger
Letzteres ist irgendwie nicht von Erfolg gekrönt, so dass ich im Laden am Hafen einen großen Kaffee und ein Baguette besorge.
Am Fähranleger frühstücke ich dann – allerdings doch etwas ausgekühlt durch die feuchte Kleidung.
Endlich wird der Warteraum aufgemacht, so dass ich auf der Toilette den Handföhn als Wäschetrockner missbrauchen kann.
Kurz vor 12 Uhr gehts dann auf die Fähre (Linie 2, gelbe Linie).
Das Rad hat auf dem Aussendeck Platz.
Eine herrliche Route nimmt das Boot durch die vielen Inseln Richtung Norden. Weiter hinten sieht man die hohen Berge durch die sich Fjorde schlängeln.
Man vergisst fast, dass man auf dem Meer unterwegs ist. Immer wieder fährt das Schiff Anlegestationen an; Fahrgäste mit Koffern verlassen das Schiff, andere steigen hinzu. Die Aufenthaltszeit beträgt kaum länger als bei uns der Halt eines Stadtbusses: 30 Sekunden und das Boot legt schon wieder ab.
Schließlich kommt sogar die Sonne raus und um 13:50 ist Sandeid am Vindafjord erreicht. Schnell ist das Boot verlassen und ich mache mich gleich startklar, den hinter dem Berg gehts um 15:05 mit der nächsten Fähre weiter.
Aber die 9km bis dahin sind kein Problem. Nach 25 Minuten ist Ølen erreicht, so dass ich es mir am Wasser bequem mache. Zunächst ist kein Mensch an der Anlegestelle.
Kurz vor 15 Uhr kommen dann immer mehr Menschen zu Fuß und werden mit dem Auto gebracht, so dass meine Sorge, ob das Schiff überhaupt fährt, unberechtigt erscheint. Und kurz nach 15 Uhr sieht man dann auch den schnell näher kommenden Katamaran.
Schnell bin ich mit meinem Rad an Board und mache es mir drin bequem. Fast wäre ich eingeschlafen, aber 15:50 wird schon Sunde erreicht. Von hier sind es noch gut 30 km bis zum heutigen Endziel. Ein schönes Radeln bergauf und bergab am Fjord entlang mit immer wieder schönen Ausblicken macht Lust auf die nächsten Tage.
Obwohl es bewölkt ist, fasziniert die Natur. Der typische skandinavische Stil der Häuser, der mir schon auf der Fahrt nach Stavanger in den Blick kam, erinnert mich an die verfilmten Geschichten von Astrid Lindgren. Gegen 17:30 komme ich dann in Rosendal an. Im großzügig gestalteten Fjordhotel checke ich ein. Das Fahrrad bekommt einen Platz im Konferenzraum und ich ein schönes Zimmer im dritten Stock mit Blick auf den Fjord. Herrlich! Nach dem Essen sitze ich noch etwas an der Anlegestelle des Hotels und genieße den Blick auf die Berge und das Meer. Rund 1.250 km von zu Hause bin ich entfernt und die Tage sind hier rund 90 Minuten länger, was bei den schönen Ausblicken wirklich von Vorteil ist.
Der Tag im Überblick:
Etappe 3a:
Stavanger Fjordline Anleger – Stavanger
Gesamtlänge: 17.57km, Aufstieg: 112m, Abstieg: 114m
Etappe 3b:
Sandeid – Ølen
Etappe 3c:
Sunde – Rosendal
Gesamtlänge 3b+3c:: 41,53km, Aufstieg: 270m, Abstieg: 268m