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Von Vojens nach Hobro

Gleich zwei Streckenabschnitte auf der Fahrt nach Nord-Dänemark sind durch Bauarbeiten unterbrochen. Deshalb ist eine weitere Zwischenübermachtung für Radfahrer fällig. Deshalb gibt es heute einen weiteren Zwischenstopp nach einer kombinierten Rad- und Bahnfahrt – nun in Hobro. Aber Vorteil ist, dass man im relativ flachen Gelände schon mal trainieren kann und etwas mehr von Dänemark sieht (wobei die landschaftliche Abwechslung etwas zu wünschen übrig lässt ….).
Am Morgen nach einer unruhigen Nacht lässt der Blick aus dem Fenster nichts Gutes erwarten: Es regnet heftig!
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Ein Blick auf den Regenradar beruhigt dann aber. Es ist nur ein Schauer. Nach dem Frühstück ist es auch schon wieder trocken und ich breche auf.
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Zunächst decke ich mich mit dänischen Kronen ein (bei dem komischen Kleingeld im Geldbeutel weiß ich nun wieder, wozu der Euro gut ist 😉 ). Über sehr ruhige Nebenstraßen geht es Richtung Nordosten.
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Zwischendurch gibt es in der eher monotonen Landschaft doch die ein oder andere recht reizvolle Stelle.
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Irgendwo in der Pampa meinte dann mein Navi mich auf einen Feldweg schicken zu müssen, was ich dann doch lieber ignoriert hatte. Ergebnis war dann ein kleiner Umweg von 8km. Kurz vor Kolding endlich ein Supermarkt, in dem ich mich mit reichlich Getränken, Erdnüssen und Gummibärchen eindecke.
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Während bislang mich die Sonne verwöhnt hatte, zogen nun dunkle Wolken auf. Gewitterstimmung! Schnell fahre ich weiter in das lebendige Zentrum von Kolding, das durchaus einige reizvolle Ecken aufzuweisen hat. 20140801-220617-79577042.jpg

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Hier hätte ich wieder in den Zug einsteigen können. Da das Wetter jedoch trotz dunkler Wolken trocken bleibt, beschließe ich wie geplant nach Fredericia weiterzufahren. Die Wegstrecke entpuppt sich jedoch als relativ anstrengende Berg- und Talstrasse mit teilweise Steigungen von bis zu 8%. Zumindest wird man ab und an mit schönen Blicken auf den Koldingfjord belohnt, der allerdings aufgrund der dunklen Wolken eher bedrohlich wirkt.
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Teilweise geht die Strecke leider an einer relativ stark befahrenen Hauptstraße entlang, wobei die Steigungen dann zusätzlich nerven. Vor allem meldet sich immer häufiger der Popo, der sich erst wieder an den Sattel gewöhnen muss ;-).
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Nach 19 km ist dann Fredericia erreicht. Dank der Navigationshilfe mit Smartphone und Radcomputer finde ich dann auch gegen 14 Uhr den Bahnhof. Hier belohne ich mich mit einem Eis, kaufe die Fahrkarten und reserviere den Platz für das Fahrrad.
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Passt alles sehr gut, denn 14:38 geht schon der Zug. Die Wartezeit verbringe ich auf dem Bahnsteig und es zeichnet sich schon ab, dass der Zug relativ voll werden wird.
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Zum Glück steht an der Tür für meinen Wagen eine resolute Schaffnerin, die nachdem Sie meine Fahrradkarte geprüft hat erstmal die Klappsitze im Wagen von Fahrgästen freiräumt. So kann ich dann mein Rad gut parken und habe noch einen Klappsitz für mich. Gegenüber sitzen zwei Typen, die mich irgendwie an Wikinger erinnern. Der eine ist sogar im Gesicht vollständig tätowiert.
Während der zweieinhalb Stunden Bahnfahrt bis Hobro, döse ich vor mich hin und schlafe sogar ab und zu ein. Um 17:05 steige ich aus – die meisten anderen Fahrgäste fahren weiter mit den Schienenersatzbussen Richtung Aalborg. Ich werde morgen die Strecke dann mit Muskelkraft überwinden. Bis zum gebuchten Hotel sind es heute aber noch knapp 10km, die in knapp 30 Minuten schnell zurück gelegt sind. Die letzten Meter geht es auf einer Allee über Schotter zu dem beschaulichen Anwesen Bramlevgaard.
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Im Haupthaus ist die Rezeption, wo ich mich erstmal laut bemerkbar machen muss, weil alle fleißig in der Küche das Abendessen vorbereiten. Zwei große weisse Schäferhunde (?) dösen im Eingangsbereich und schließlich kommt die nette Dame, die sogar deutsch spricht und mir noch einige Tips für schöne Wanderungen gibt. 20140801-222104-80464672.jpg
Für 19 Uhr nehme ich das Angebot am Abendessen teilzunehmen gerne an. Zeit genug um noch zu duschen und einen kleinen Rundgang zu machen. 20140801-221940-80380440.jpg
Das Essen schließlich entschädigt für den langen Tag, so dass für den zweiten und letzten Radfahrtag in Dänemark eine gute Grundlage geschaffen ist.20140801-221734-80254295.jpg
Auch das Dessert kann sich sehen lassen 😉

Der Tag im Überblick:

Etappe 1a:
Vojens – Kolding – Fredericia
Gesamtlänge: 64,7 km, Aufstieg: 230m, Abstieg: 260m
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Etappe 1b:
Hobro – Bramslev Bakker Hotel
Gesamtlänge: 8,79km, Aufstieg: 61m, Abstieg: 30m

Mit dem Zug von Bretten nach Vojens

Pünktlich um 7:45 Uhr gehts von zu Hause aus los zum Bahnhof in Bretten.
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Gleis 3 in Bretten Bahnhof – knapp 14 Stunden Reisezeit noch
Trotz der Ferien ist einiges los, so dass ich in dem kleinen Triebwagen direkt mit meinem Rad und den Taschen im Eingangsbereich stehen bleibe.
Zunächst gehts nach Bruchsal und dann weiter mit der S-Bahn bis Heidelberg. Hier nutze ich den Aufenthalt, um noch Getränke und Verpflegung für die lange Reise zu besorgen.

Der InterCity nach Hamburg beginnt in Heidelberg, so dass ich in Ruhe mein Rad und das Gepäck einladen kann. Die Zettel an den Türen des Fahrradwagens, die auf eine angeblich defekte Klimaanlage hinweisen, erweisen sich zum Glück als veraltet.
20140731-125733-46653089.jpgEin Fensterplatz für mein bike 😉
Pünktlich um 9:46 Uhr setzt sich der Zug in Bewegung. Die Reise über Frankfurt, Kassel und Hannover vergeht mit Musik von John Digweed irgendwie ziemlich schnell. Ein leckeres Eis vom mobilen Eisverkäufer im Zug sorgt zusätzlich für gute Laune.;-)
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In Hamburg gehts noch schnell beim Umsteigen zu einem Fahrradladen, da ich heute morgen meine Fahrradhandschuhe nicht finden konnte 🙁 und bei den zu erwartenden schweißtreibenden Aufstiegen ein sicherer Halt am Lenker angesagt ist.
Von Hamburg führt die Reise weiter in den hohen Norden Deutschlands nach Flensburg. Leider sind die Türen vom Fahrradwagen defekt, so dass das Rad halt im Eingangsbereich stehen muss. 20140731-183714-67034537.jpg
Da die Seiten der Bahnsteige immer wieder wechseln, heißt es immer wieder Seiten wechseln, damit die Leute ein- und aussteigen können. In Neumünster leistet mir eine alte Dame Gesellschaft, die völlig außer Puste ist, weil sie von einem verspäteten Zug gelaufen kam. Kurz vor Rendsburg, als ich ein Foto von der beeindruckenden Hochbrücke mache, bewundert sie den Fotoapperat. Sie hätte noch ein 50 Jahre altes Gerät, über das sich ihre Urenkel immer lustig machen wegen dem Krach beim Fotografieren.
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Die Hochbrücke in Rendsburg
Um 19 Uhr komme ich dann in Flensburg an. Vor der letzten Etappe bis Vojens in Dänemark heisst es nun nochmal knapp zwei Stunden auf den Anschluss warten. Gute Gelegenheit, um in Bahnhofsnähe etwas zu essen. Der Blick aus der Bahnhofshalle auf den „Bahnhofsvorplatz“ ist dann aber ernüchternd. Also gibt es nur ein Eis und Getränke aus dem Bahnhofskiosk.
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Der beeindruckende Bahnhofsvorplatz von Flensburg
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Auf dem Bahnsteig esse ich mein Eis während aus den Bahnwärterhaus pausenlos die Pippi Langstrumpf-Melodie von einem Handy spielt – endlich kommt die Zugbegleiterin „Och, das ist ja mein Handy …“. Endlich ist es 20:40 Uhr und es geht weiter Richtung Norden.
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Mit dem Triebwagen der dänischen Staatsbahn komme ich dann um 21:26 in Vojens an. Das Hotel liegt direkt gegenüber dem Bahnhof und nach einigem Rumsuchen findet die Dame auch meine Buchung. Das Rad darf sogar im Hausflur übernachten.

Normalerweise würde hier wohl kaum jemand Station machen, hätte ich auch nicht! Da aber in Dänemark in diesem Sommer das halbe Eisenbahn-Streckennetz saniert wird und auf vielen Abschnitten keine Züge fahren, muss man als Radfahrer einige Strecken mit Muskelkraft überwinden. Morgen beginnt dann quasi zum Einradeln die erste Etappe der Fjordland-Radtour im flachen Dänemark.

Morgen geht’s los!

Morgen um 7:45 Uhr geht’s los zur Fjordland-Radtour nach Norwegen. Hier wird schon bei der Anreise an zwei Tagen geradelt, da in Dänemark einige Bahnstrecken wegen Bauarbeiten gesperrt sind. Aber zunächst ist bei 13 Stunden Bahnfahrt am ersten Tag viel Sitzfleisch bis Vojens in Dänemark angesagt.

Das Gepäck ist gepackt und immer wieder stellt man sich die Frage, habe ich zu viel eingepackt oder fehlt gar noch etwas. Nach der letzten Etappe werde ich es wissen.

Endlich habe ich das Inhaltsverzeichnis zu der Sommertour 2012 geordnet!

10. Etappe: Rouaine – Nice

Nach einer ruhigen Nacht – trotz Nationalstraße vor der Tür – und einem etwas spärlichem Frühstück galt es zur letzten Etappe durch abgeschiedene Gegenden nach Nizza aufzubrechen. Schon nach 200m zurück in Richtung Annot zweigt rechts eine kleine Strasse hinunter zum Fuß des Tales ab. Danach folgt eine weitere Abzweigung vor einem schönen Felszacken nach Rouainette (drolliger Name für den Teilort von Rouaine) ab; ich fahre jedoch links in Richtung Montblanc (wie sich später herausstellt, ein besonders beeindruckender Ort).
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In den insgesamt nächsten 5 Stunden überholen und begegnen mir vielleicht insgesamt 10 Autos. Die Strasse verläuft zum Teil eben, zum Teil jedoch auch mit 3 – 7% Steigung (vereinzelt auch mal mehr) durch das Tal nach oben.
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Nach 300 Höhenmetern ist die Passhöhe, der Col de Laval erreicht. Ein schönes Plätzchen!
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Danach geht’s in rasanter Abfahrt hinunter. Die Strasse ist überbreit, gut asphaltiert und übersichtlich, so dass der Tacho schnell über 50km/h kommt. In der Ferne sieht man bereits den nächsten Paß, den Col de Trébuchet.
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Schließlich wird der Ort Montblanc erreicht. Ist der Mont-Blanc der höchste Berg Europas, ist dieser Ort mit gleichem Namen vielleicht der kleinste Ort Europas! Zumindest sieht man vom Ortsanfangsschild aus direkt das Ortsendeschild. Dazwischen steht genau ein Haus!
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Während ich hier ein Foto mache, überholen mich zwei Rennradler, die die Abfahrt offensichtlich auch genießen. Schließlich ist auf rund 770m Höhe die Abfahrt beendet und es geht wieder kräftig bergauf. Im Ort la Serre heißt das kurz sogar um 14%. So steil war es bei keinem der Alpenpässe.
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Hinter Castellet-St-Cassien steigt die Strasse nun mit 5-8% in mehreren Kehren auf über 1.100m zum Col de Trébuchet an. Immer wieder bieten sich schöne Blicke zurück auf die bisherige Route.
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Schließlich ist der kleine Paß erreicht.
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Nun folgt eine schöne Höhenstrasse, die mir mein Freund Sven empfohlen hat. Herrliche Panoramablicke bieten sich in Richtung Süden. Gelegenheit, mal ein Selbstauslöserfoto zu machen.
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Die Strasse führt anschließend in Kehren etwas nach unten, bleibt aber dann bis la Rochette wieder auf fast gleicher Höhe mit schönen Ausblicken. Nach La Rochette geht’s in flotter Fahrt bergab.
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Schließlich ist die D2211 auf einer Höhe von 600m erreicht. Ich fahre links und gleich wieder rechts auf einer wieder absolut ruhigen Strasse Richtung St-Antonin. Mir fallen die zahlreichen Verbotsschilder zum Championpflücken auf.
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Ich frage mich beim Aufstieg, was es damit auf sich hat. Vielleicht sind die Pilze ja giftig oder sollen halt vermarktet werden. Beides zusammen wäre schlecht ;-). Der Aufstieg in der Mittagshitze gestaltet sich zäh. Rund 40km liegen schon hinter mir. In St-Antonin ist „tote Hose“, so dass ich gleich nach einem Foto weiterfahre.
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Aber es geht ja auch noch immer weiter bergauf. Schatten spendende Bäume sind Mangelware. Oben auf einem Berg sehe ich einige Autos in der Sonne glitzern – da muss ich ja wohl nicht mehr hoch. Doch die Strassenführung belehrt mich später eines Besseren. Schließlich wird die D27 erreicht und damit rückt das Ziel näher: noch 62km sind es bis Nizza!
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Weiter geht es in der ätzenden Hitze nach oben – aber endlich aber ist Ascros erreicht. Ein schöner Ort auf 1.150m Höhe. Hier mache ich Rast bei einem guten Espresso und – natürlich – einer Orangina.
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Von der Terrasse der Bar aus ist der weitere Straßenverlauf gut auszumachen. Die Weiterfahrt verspricht ein Genuss zu werden.
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Nachdem eine kleine Gruppe von Motorradfahrern eintrifft (die ersten und einzigen, die mir heute begegnen), breche ich auf. Kurz nach der Abfahrt noch einmal ein Blick zurück auf Ascros, der Ort, den ich fast verflucht hätte.
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Aber diese wundervolle Panoramastrasse war es wert. Die nächsten rund 20 km verlaufen über einer Höhe von 900m, praktisch ohne Verkehr, immer leicht bergab und mit super Ausblicken.
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Auf immer noch 1099m wird der Col de Ve Gautier passiert, der eigentlich gar kein richtiger Pass ist, sondern am Hang einen Bergvorsprung durchsticht – nur wenige Meter geht es kurz bergauf.
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Auch im weiteren Verlauf bietet die Strasse immer wieder schöne Tiefblicke.
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Und praktisch kein Auto weit und breit – dabei ist die lebhafte Côte Azur nur 25km Luftlinie entfernt. Man muss aufpassen, dass man bei der flotten Fahrt und den Blicken in die Natur nicht Kurs auf den nächsten Abhang nimmt.
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Immer wieder werden Orte durchfahren, die am Hang kleben, und mehr und mehr geht es bergab. Links tritt der markante Mont Vial ins Blickfeld, an dem Nebelschwaden hinauf ziehen. Auf etwa
610m Höhe gibt es nun zwei Fahrtmöglichkeiten: Entweder direkt weiter nach unten oder weiter oberhalb am Hang entlang über Bonson. Ich fahre über Bonson, was sich als sehr lohnend herausstellt. Die Strasse quert den kleinen Möchtegernpass Col de Rostan
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Herrlich ist von hier aus der Blick auf das Dorf Bonson, das über dem Tal des Flusses Le Var thront, und gegenüber auf den Eingang der Schlucht Gorges de la Vesubie.
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Die Strasse führt nun durch den schönen Ort Bonson und interessant trassiert weiter nach unten. Schließlich laufen auf einer Höhe von 300m beide Routen wieder zusammen hinunter zur Pont Charles Albert in das Tal des Var. Nun kommt der weniger schöne Teil der Tour. Es sind immerhin noch knapp 30km bis Nizza und das stark befahrene Tal und die dortige Industrie Versprechen kein landschaftlicher Leckerbissen zu werden. Aber so schlimm war es dann doch nicht. Inzwischen gibt es einen Radweg, der unabhängig vom Verkehr Richtung Meer führt und flott befahren werden kann.
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An der Pont de la Manda habe ich dann aber den Fehler gemacht und auf das Ostufer des Var gewechselt, da der Radweg zu enden schien (was aber nicht stimmte, wie sich später herausstellte). So bin ich am Ostufer 8km an der vierspurigen D6202 entlang gefahren, was angesichts mehrerer Blumensträuße am Strassenrand für Opfer an dieser Strasse kein Vergnügen war. In St-Isidore konnte ich dann endlich auf die ruhigere Strasse am Hang ausweichen, die mich dann sicher nach Nizza geführt hat. Schnell ging’s durch die westliche Innenstadt auf die Ostseite des Flughafens und dann war endlich das Meer erreicht. Was für ein Gefühl nach rund 650km und vor allem 12.000 Höhenmetern hier nun an der berühmten Promenade des Anglais anzukommen. Einfach schön und etwas Stolz ist auch dabei!
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Im Überblick:
Etappe: Rouaine – Nizza, 110km
bergauf: 1.399m
bergab: 2.085m

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9. Etappe: Val Pelens – Rouaine

Der heutige Tag war wieder ein Höhepunkt. Gut, dass ich gestern in Val Pelens abgestiegen bin. Am Vorabend bin ich noch einmal zu dem schönen Aussichtspunkt gelaufen mit herrlichem Blick in die Haute-Provence.
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Beim leckeren Abendessen bin ich mit der Besitzerin der Auberge ins Gespräch gekommen. Sie war als Kind viele Jahre in Weingarten bei Karlsruhe und spricht deshalb sehr gut deutsch. Klein ist die Welt!
Heute Morgen dann nach dem Frühstück draußen auf der Terrasse in der Morgensonne hat sie sich dann auch besonders herzlich verabschiedet.
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Der weitere Aufstieg zum Col des Champs hat es in sich – aber die Natur entschädigt für alles. Schließlich ist das Ziel schon auszumachen.
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Und vor allem habe ich die Strasse fast für mich allein – bis zum Col kein einziges Auto. Dafür aber Tiere. Die angekündigten Schafe sehe ich zwar nicht.
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Aber dafür queren mehrmals Murmeltiere die Strasse und schauen einen mitleidig an – so nach dem Motto „Wie kann man nur so doof sein und hier am frühen Morgen hochradeln?“
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Dem ganzen die Krone setzt schließlich eine Schlange auf, die sich mitten auf der Strasse sonnt.
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Mehr und mehr gewinnt man an Höhe – die zum Teil über 10% sind ganz schön giftig. Gestern wäre das doch zu heftig geworden. Schließlich ist eine Art Pass erreicht – ein herrlicher Blick zurück auf das Geleistete.
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Die eigentliche Paßhöhe des Col des Champs ist jedoch noch 800m entfernt. Fast eben verläuft die Strasse bis dahin und nun kommt auch ein erstes Auto entgegen. Am Col bin ich fast alleine. Eine Familie zieht sich ihre Wanderschuhe an und der Vater macht gerne für mich ein Foto.
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Er kann es kaum fassen „Von Genf nach Nizza mit dem Fahrrad – unglaublich“. Jetzt, wo es nicht mehr weit bis zum Ziel ist, kommt doch etwas Stolz auf. Ich genieße noch fast eine Stunde die herrliche Ruhe, die klare, angenehm temperierte Luft (nach der ich mich später noch zurück sehne) und den schönen Ausblick am Col, bevor es dann wieder bergab geht.
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Der Zustand der Strasse auf der Talfahrt ist miserabel. Viele Wellen und Schlaglöcher erfordern eine vorsichtige Fahrweise.
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Nur selten kommt allerdings ein Fahrzeug entgegen; auch Radfahrer sind eine Seltenheit – vermutlich scheuen Rennradler den schlechten Strassenbelag. In vielen Kehren geht es durch den Kiefernwald talwärts. An einem kleinen Aussichtspunkt hat man eine schöne Aussicht auf Colmars, das mit einer schönen Altstadt in einer Stadtmauer aufwartet.
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Fast allgäumäßig sieht die Natur hier aus.
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In Colmars treffe ich auf die Strasse vom Col d’Allos. Was für ein Kontrastprogramm zu den ruhigen Strassen über den Col de la Cayolle gestern und heute über den Col des Champs – Wohnmobile, LKWs, Motorräder fahren vorbei. Ich drehe erstmal eine Runde durch die hübschen Altstadtgassen.
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Auf der Karte entdecke ich, dass es bis Beauvezer eine Parallelstrasse durch die Dörfer gibt. An sich sehr ruhig hier, wenn nicht ständig ein Lautsprecherfahrzeug nebenher fahren würde, dass eine Veranstaltung am heutigen Abend in Colmars ankündigt. In Beauvezer fülle ich mir an einem Brunnen den Getränkevorrat auf. Schließlich ist es mittlerweile deutlich über 30 Grad und über 30km stehen noch vor mir.
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Hinter Beauvezer gibt es nun keine Alternative zur stark befahrenen D908. Immer wieder kommen Kieslaster entgegen. Aber insgesamt geht es dann doch ganz gut. Schließlich ist die Abzweigung nach Annot erreicht.
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Hier sieht man auch den Grund des relativ starken LKW-Verkehrs – ein großes Kieswerk.
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Das nun folgende Stück auf der D908 ist fast ganz ohne Verkehr und herrlich trassiert. So verläuft das schmale Strässchen mit 3-5% Steigung aussichtsreich am Hang langsam nach oben.
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Indem jedes Seitental „mitgenommen“ wird, ist der Höhengewinn in den Beinen kaum spürbar -aber an der Aussicht und dem mittlerweile steilen Abhang, der an exponierten Stellen durchaus respekteinflößend ist
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Im Haupttal fließt der Verdon. Außerdem sieht man die Kunstbauwerke der Schmalspurbahn von Nizza nach Digne – eine der wenigen Schmalspurbahnen, die in Frankreich überhaupt noch in Betrieb ist.
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Schließlich wendet sich die Strasse vollständig nach Osten und la Colle St-Michel auf der Paßhöhe ist erreicht, das einen unspektakulären Eindruck macht. Deshalb geht es gleich weiter wieder bergab.
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Die Talfahrt ist wirklich ein Vergnügen. Eine überbreite nicht allzu steile Strasse mit relativ guter Übersicht und sehr wenig Verkehr. Ich frage mich, wozu die Strasse so breit ist – vielleicht als Ausgleich für die größtenteils einspurige Auffahrt auf der anderen Seite des Passes? Immer wieder gibt es schöne Ausblicke auf die Berge und die Bahn von Nizza nach Digne. Besonders schön ist der Blick auf Méailles.
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Schließlich wird Annot erreicht, in dem ich mir eine Unterkunft suchen möchte. Statt auf der Hauptstrasse ins Zentrum zu fahren, nutze ich die engen Altstadtgassen.
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Im Zentrum an der Hauptstraße wieder angekommen, gönne ich mir erstmal ein verdientes Eis und natürlich einen Kaffee und die Orangina des Tages.:-)
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Die Hotelsuche gestaltet sich im Anschluss schwierig. „Complet“ heißt es in den beiden Häusern am Platze, so dass ich in der Turisteninformation nachfrage. 6km außerhalb ist noch etwas zu bekommen – zum Glück in Fahrtrichtung! Da vermutlich dort kein Laden ist, decke ich mich in Annot mit Getränken für morgen ein.

Nach 2km wird die Nationalstraße N202 erreicht: Nizza 84km! Es ist nun wirklich nicht mehr weit. Allerdings ist der direkte Weg auf der N202 gar nicht zu empfehlen. Irgendwo im Internet habe ich gelesen, dass aufgrund des starken Verkehrs und der Trassenführung diese Strasse zu den gefährlichsten Frankreichs gehört. Also geht’s nach rechts wieder etwas bergauf in Richtung Digne.
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Der Verkehr ist um diese Zeit relativ moderat, so dass ich mich etwas an der Gorges de la Galan erfreuen kann.
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Endlich ist das vielleicht 30 Einwohner zählende Nest Ruaine erreicht.
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Aber immerhin gibt es hier ein Hotel. Das Fahrrad darf in der Hotelhalle parken und ab geht’s unter die Dusche.
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Danach setze ich mich in die kühle Bar. Die Hoteldame besorgt mir sogar einen WLAN-Code (25 Zeichen!) und bei zwei 1l Flaschen Mineralwasser schreibe ich diesen Blog. Parallel hört man, wie in der Küche eifrig geschnippelt wird und später steigen provencialische Gewürzdüfte in die Nase – ich freue mich aufs Essen!
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Im Überblick:
Etappe: Val Pelens – Rouaine, 65,4 km
bergauf: 1.065m
bergab: 1.810m (das Mittelmeer ist nicht mehr weit! 🙂 )
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8. Etappe: Barcelonnette – Val Pelens

Um es gleich vorweg zu nehmen, das heutige Ziel der Etappe stand heute morgen noch nicht fest. Dass es gerade Val Pelens heißen würde, hätte ich aber auch nicht erwartet. Aber der Reihe nach. Nach einem perfekten Frühstück in dem sehr freundlichen Hotel La Grand Eperviere ging’s um 8.15 Uhr los.

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Die Straße zum Col de la Cayolle beginnt direkt in Barcelonnette. Nach etwa 3 km zweigt rechts die Passstrasse zum Col d’Allos ab. Ich fahre jedoch gerade aus zum Col de la Cayolle.
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Mit mäßiger Steigung verläuft die schmale und sehr verkehrsarme Strasse in der schönen Gorges du Bachelard. Mehrmals wird das Ufer gewechselt. Und die ersten Rennradfahrer überholen mich. Schließlich wendet sich die Strasse nach Osten und das Tal weitet sich. Bei einem Blick zurück in die Schlucht sieht man am Hang die Strasse zum Col d’Allos.
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Da der Col d’Allos rund 100m niedriger liegt als mein Zwischenziel, wird klar das noch einiges an Steigung vor mir liegt. Allerdings ist das Sträßchen wirklich wunderbar trassiert. Im ganzen Talverlauf ist die Steigung moderat und die Ausblicke in die schöne Landschaft sind ein Genuß.
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Zwischendurch muss ich einfach anhalten, um zurückzuschauen.
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Immer wieder überholen Rennradler. Der wenige übrige Verkehr ist wirklich erstaunlich. Es sind deutlich mehr Fliegen unterwegs, die hier sehr anhänglich sind :-(. Offenbar nutzen die meisten motorisierten Reisenden lieber den Cime de la Bonette als Paßübergang, der als höchste asphaltierte Strasse in Europa für persönliche Rekorde offenbar interessanter ist. Gut für den Ruhe suchenden Radler!
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Immer weiter geht es in Richtung Osten und man gewinnt zunehmend an Höhe. Kurz vor Bayasse noch ein schöner Blick zurück und die Strasse wendet sich nach Süden und steigt nun mit 6-8% deutlich stärker an. Inzwischen kommen auch die ersten talwärts fahrenden Radler entgegen.
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Durch den Wald geht es in Kehren hinauf. Über kunstvoll angelegte Viadukte werden Bäche gequert. Leider schiebt sich ein dichtes Wolkenband heran, so dass die Sonne nun Mangelware ist. Für den Aufstieg einerseits nicht schlecht – aber mit Sonne wär es oben ja dann doch besser. Schließlich ist man von den letzten Tagen verwöhnt.
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Am Schlussanstieg wird nochmals ordentlich Kraft verlangt und schließlich ist der schöne Col de la Cayolle erreicht. Ein Blick zurück:
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Schließlich kommt doch die wärmenden Sonne wieder heraus. Gerade richtig für das obligatorische Foto.
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Um noch einen besseren Überblick zu bekommen steige ich auf die östlichen Anhöhen. Von hier beobachte ich, wie mein Bike von anderen Radlern umstellt ist – offenbar zieht es Aufmerksamkeit auf sich – ist ja auch chic! ;-).
Nun ist es Zeit für die Abfahrt. Gleich an der ersten Kurve ist wieder ein Fotostop angesagt. Einfach klasse der Ausblick!
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Und die Abfahrt ist einfach herrlich. Kaum Verkehr, wunderschöne Ausblicke und kaum Wind.
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Beeindruckend ist auch die Gebirgstektonik – auf der gegenüberliegenden Talseite sieht man die einzelnen Gesteinsschichten glitzern.

Auf „meiner“ Seite werden hingegen schräg liegende Gesteinsplatten durchfahren.
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Schließlich wird hinter Entraunes die Strasse breiter, was den Vorteil hat, dass man nun rasanter abwärts fahren kann. Schließlich wird St-Martin-d’Entraunes erreicht und lege eine Pause ein.
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Eigentlich ist es ja zu schade nun immer weiter abwärts zu fahren – Nizza kommt immer näher und den Reservetag habe ich bislang (fast) gar nicht gebraucht. Das Straßenschild bietet jedoch eine interessante Alternative.
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Kurz entschlossen biege ich nach rechts in Richtung Col des Champs ab. Ich weiß, wer mich jetzt alles für verrückt hält, heute noch einmal bergauf zu fahren. Und in der Tat hat es die Strasse in sich. Mit 7-12% schraubt sich die Strasse in Serpentinen im leider wenig Schatten spendenden Tannenwald nach oben. Kurz wird ein Blick frei auf das tief unten liegende St-Martin. Man hätte es einfacher haben können.
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Nun zieht sich auch noch der Himmel zu. In Val Palens beschließe ich an einer Auberge anzuhalten und mir erst einmal einen Kaffee und eine Orangina zu gönnen. Klatschnass geschwitzt fange ich langsam an zu frieren. schließlich donnert es auch noch. Eigentlich war es für heute ja auch genug. Also frage ich die Bedienung, ob noch ein Zimmer frei ist. Nun setzt hektische Betriebsamkeit ein – offenbar werden andere Gäste umdisponiert und komme zu meinem heutigen Etappenziel – etwas abseits der Zvilisation.
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Nach dem Duschen mache ich noch einen Gang zum sehr lohenden Aussichtspunkt Pointe de la Figuliere. Im Norden sieht man den Cayolle im Regen.
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Im Überblick:
Etappe Barcelonnette – Val Pelens, 59km
bergauf: 1.840m
bergab: 1.276m

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7. Etappe: Guillestre – Barcelonnette

Nach dem für französische Verhältnisse üppigem Frühstück schwinge ich mich schon um kurz vor 8 Uhr aufs Rad. Es soll ja wieder recht warm werden. Gleich hinter Guillestre gelt es ordentlich zur Sache – keine Chance zum gemütlichen Einradeln. 19km sind es bis zum Col de Vars, dem heutigen Etappenhöhepunkt.
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Mit durchschnittlich über 8% Steigung schraubt sich die Straße schnell nach oben. Immer wieder gibt’s schöne Ausblicke in das Tal der Durance und die umliegenden Berge.20120731-223228.jpg
Die teilweise bis zu 13% machen ganz schön zu schaffen. Mir kommt der Aufstieg deutlich härter vor als gestern beim Col d’Izoard. Etwas moderater wird es nur vorübergehend an einem Wiesenhang. Zumindest hält sich der Verkehr ziemlich in Grenzen.
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Schließlich enden die Serpentinen und die Strasse verläuft am Hang hoch über dem Tal. Am Talschluss sind bereits die Ortsteile von Vars zu erkennen.
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Ein letzter Blick zurück eröffnet nochmal eine aussichtsreiche Ansicht.20120731-223303.jpg
In den Ort Vars- St. Marcelin geht’s nun erstmal wieder etwas bergab, ebenso in den nächsten Ortsteil Ste.-Marie. Hier decke ich mich noch einmal mit Getränken ein (überflüssiger Ballast, wie sich herausstellt, der bis Barcelonnette mitfährt). Waren die beiden Ortsteile von Vars zumindest nicht hässlich, so trifft das dann aber für Vars-les Claux zu. Nach einem steilen Aufstieg dorthin, bleibt nur die Durchfahrt. Allerdings ist relativ viel los in dem eigentlich eher wintersportorientierten Ort.
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Nett, dass am Ortsausgang ein Hinweis meldet, dass der Col de Vars geöffnet ist. Alles andere wäre jetzt doch ärgerlich. Die letzten Kilometer werden landschaftlich wieder schöner. Ein pittoresker See wird passiert.20120731-223325.jpg
Weniger später ist die Paßhöhe erreicht. Ein lautes Blöken ist dort unüberhörbar – Dutzende von Schafen sind am steilen Hang des Passes.
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In die andere Richtung hat man schöne Ausblicke in die Gebirgslandschaft. Natürlich darf ein Foto auch an diesem Paß nicht fehlen. Im Minutentakt werden hier Bilder der laufend neu ankommenden Radler und Motorradbiker geknipst. Trotzdem ist es relativ ruhig.
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Nach einer ausgiebigen Pause steht die Talfahrt an – hoffentlich nicht wieder bei so einem unangenehmen Gegenwind. Ich habe Glück: Flüssig geht’s die steilen Serpentinen hinab.20120731-223426.jpg
Wie schnell sind doch 600 Höhenmeter wieder „verloren“! In St.-Paul-sur-Ubaye noch einmal ein Blick zurück zum Col und dann verläuft die Strasse südwärts durch das deutlich engere Tal der Ubaye.
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Schließlich wird les Gleizolles erreicht und man trifft auf die Nationalstraße vom Col de Larche an der Grenze zu Italien. Meine Route führt mich aber nach Westen.
Bis Barcelonnette ist es dann ein unspektakuläres Dahingeradle – einziges zweifelhaftes Highlight war die Überholung eines überlangen Monstertrucks gefühlte 10mm an mir vorbei 🙁 🙁 :-(.
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Noch vor 13 Uhr erreiche ich Barcelonnette, so dass ich überlege gleich weiterzufahren. Allerdings ist es doch sehr heiß und die nachfolgende Strecke ist bestimmt am nächsten Morgen mehr zu genießen. Also miete ich mich ein und mache mir einen gemütlichen Nachmittag im netten Städtchen Barcelonnette.
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Im Überblick:
Etappe: Guillestre – Barcelonnette, 51km
bergauf: 1.143m
bergab: 1.035m

6. Etappe: Briançon – Guillestre

Der Wetterbericht verheißt heute absolutes Topwetter, so dass ich mich entschließe früh aufzustehen; auch um bei noch relativ kühler Luft die heute über 1.100m Anstieg zum Col d’Izoard besser bewältigen zu können. Schließlich wird bei Quaeldich.de der Pass als sportlich anspruchsvoll beschrieben. Also entschließe ich gleich mit dem Gepäck zum Frühstück aufzubrechen. Vor der Residence du Temple und dem dazugehörigen Restaurant herrscht aber noch Totenstille. Offenbar wacht die Oberstadt von Briançon (übrigens nach Davos die zweithöchste Stadt Europas) erst später auf. Also halte ich nach einer anderen Frühstücksmöglichkeit Ausschau. In einem Hotel werde ich fündig. Die alte Dame serviert prompt das typische französisches Frühstück. Die Wände sind mit Aufnahmen von der Tour de France, die in Briançon schon häufiger zu Gast war, geschmückt. Eine gute Einstimmung in den heutigen Tag. Nach dem Frühstück ist inzwischen auch am Place du Temple Leben eingekehrt. Ich bekomme mein Bike aus der Garage und los geht’s.

Überflüssigerweise geht’s erstmal gut 100m im Ort hinab. Schnell ist der untere Teil von Briançon durchfahren und die Strasse zum Col d’Izoard beginnt. Angenehm fällt auf, dass die Strasse durchgehend einen Radstreifen hat – dabei ist relativ wenig Verkehr auf dieser Route. 19km liegen nun bis zum Col vor mir.
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Es geht gleich kräftig mit bis zu 10% Steigung bergauf. Hoch über dem Lac de Pont Baldy weist eine Tafel auf eine offizielle Tour de France- Route hin. Immer wieder geht’s auch wieder etwas bergab, so dass beim Höhengewinn immer wieder Abstriche gemacht werden müssen. Schließlich wird Cerviéres erreicht.
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Die Landschaft wird nun deutlich alpiner. Die schönen Ausblicke sind eine gute Ablenkung zum kräftezehrenden Aufstieg.
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In Fahrtrichtung wird der Blick zum Col durch einen davor liegenden Hügel verstellt. Vielleicht auch ganz gut so … .
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Schließlich ist es mit der Aussicht vorbei und man kann sich voll auf die bis zu 12% Steigung konzentrieren. In vielen Kehren schraubt sich die Strasse in einem Kiefernwald nach oben. Allerdings macht sich das Training der vergangenen Etappen bezahlt – so sind nur wenige Verschnaufpausen nötig. Immer wieder überholen einen Rennradfahrer, die ohne Ballast deutlich zügiger den Berg erklimmen können. Schließlich wird der Tannenwald verlassen und man erkennt die letzten Kehren zum Pass. Auch fallen schon die ersten bizarren Felsformationen auf.
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Endlich der letzte Kilometer – noch 3 Kehren und dann ist es geschafft!
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Am Col ist man nicht allein: Zahlreiche Radler, Motorradbiker und einige Autofahrer sind bereits versammelt. Kein Problem hier ein Foto am pompösen „Paßschild“ zu bekommen.

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Bei dem herrlichen Wetter ist Verweilen angesagt. Ein nahe liegender Aussichtshügel bietet einen tollen Rückblick auf die zurückgelegte Strecke und die ersten Kilometer der Abfahrt.
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Nach der ausgiebigen Rast ist nun die Abfahrt angesagt. In vielen steilen Kehren geht’s hinunter. Die bizarren Steinformationen La Casse Déserte zwingen jedoch immer wieder zum Anhalten für einen Fotostop.
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Unangenehm ist der starke Südwestwind, der bei der steilen Abfahrt auch das Gleichgewichtsvermögen herausfordert. Schließlich kommt Brunissard ins Blickfeld.
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Auf der abschüssigen Strasse kommt man nicht in Verlegenheit in dem Ort anzuhalten. Bei den entgegenkommenden Radlern sieht das anders aus. Bei trotz Gegenwind flotter Talfahrt wird die D947 erreicht, die nach links zum Col Agnel nach Italien führt – wäre auch mal reizvoll! Heute geht’s jedoch weiter talwärts durch die Combe du Queyras, einer Schlucht, in der insbesondere Kanufahrer ihren Spaß haben.20120730-210006.jpg
Der heiße Gegenwind nervt leider etwas, aber kurz vor Guillestre lenkt die beeindruckende Gorges du Guil ab.
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Über einen Schotterweg fahre ich von Norden her in den Ort. Dabei bietet sich ein schöner Blick in das Tal der Durance.
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Im Hotel La Catinat Fleuri miete ich mich ein. Dank der zeitigen Ankunft kann ich hier vor einem Stadtbummel und dem verdienten Abendessen auch noch den Pool nutzen.
20120730-210104.jpgInnenstadt von Guillestre

Im Überblick:
Etappe: Briançon – Guillestre, 52km
bergauf: 1.362m
bergab: 1.559m

Karte Copyright by geoportal/ign
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5. Etappe: Lanslevillard – Briançon

Nach einer etwas unruhigen Nacht (die Bar im Untergeschoss scheint am Wochenende der Inntreff für die Jugend im Tal zu sein …) ging’s punkt 7.30 Uhr zum Frühstück, so dass bereits um 8.10 Uhr Aufbruch angesagt war. Direkt am Hotel geht’s links gleich hinauf zum Col du Mont Cenis.20120729-214052.jpg
Der frühe Aufbruch war gleich dreifach gut: Erstens konnte der Aufstieg von rund 500m im Schatten (bzw. Wolkennebel) bewältigt werden, zweitens war die Strasse noch nicht von Motorrädern und Wohnmobilen in Beschlag genommen und drittens galt es ja heute den Ruhenachmittag aufzuholen ;-). Mit 6-10% hat es der Aufstieg durchaus in sich – ist aber doch zügig zu schaffen.20120729-214109.jpg
Kurz vor dem Pass kommt dann die Belohnung: Die Sonne ist da; der Nebel liegt hinter mir und es folgt eine herrliche Strecke am Lac du Mont Cenis entlang.20120729-214149.jpg
Da ich vergeblich nach einem ordentlichen Paßschild Ausschau gehalten habe, muss ein Foto direkt am See herhalten, das ein inzwischen eintreffender Radler macht:
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Inzwischen ist der Verkehr deutlich stärker geworden. Besonders viele Motorräder und Wohnmobilie sind nun unterwegs – gut, dass der Anstieg geschafft ist. Hinter der Staumauer geht’s dann gut bergab.20120729-214204.jpg
Auf der rechten Seite fallen einige ungenutzte Tunnel parallel zur Strasse auf – es sind die Überreste der ehemaligen Mont-Cenis-Bahn, die nur drei Jahre von 1868 bis 1871 in Betrieb war und dann durch den Mont-Cenis-Tunnel abgelöst wurde. Investoren hatten sich damals verspekuliert und auf eine wesentlich längere Bauzeit des Tunnels gesetzt.20120729-214435.jpg
Nach der Grenze zu Italien wird die Strasse dann noch steiler – im 2-stelligen Prozentbereich heißt es nun volle Konzentration auf den Gegenverkehr und mittlerweile auch viele überholende Fahrzeuge. Die Strecke verläuft mittlerweile weitgehend im Wald; doch ab und zu gibt es schöne Ausblicke ins Piemont. Nach Bard Cenisio heißt es sich zu entscheiden: Schnell im dichten Verkehr weiter bergab oder ein kleines Sträßchen links abbiegen um den Preis wieder gut 150m bergauf zu fahren.
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Ich entscheide mich gegen Tempo und für die schönere Strecke. Das Wetter ist schließlich gut und in Briançon ist die Unterkunft vorgebucht, so dass kein Zeitdruck besteht. Und die Entscheidung war richtig: das richtige Kontrastprogramm zur Nationalstraße, bei der man auch noch durch schöne Dörfer kommt. 20120729-214507.jpg
Hinter dem ersten Dorf Moncensio geht’s dann kräftig in sehr engen Kehren bergab. Die Scheibenbremsen scheinen dabei zu glühen – es riecht nach Eisen. Bei der Abfahrt kommen zum Glück nur 2 Autos entgegen. Eigentlich möchte man immer wieder anhalten, um die Landschaft zu genießen oder ein Foto zu machen – aber am steilen Hang ist das gar nicht so einfach.20120729-214644.jpg
Je weiter sich die Strasse hinunter schraubt, desto wärmer wird es. Vor allem wir es auch noch ziemlich windig – zum Glück von Norden her, so dass die weitere, abschüssige Fahrt bis Susa ratzfatz geht. Novalesa lasse ich links liegen – schließlich stehen heute noch einige Kilometer an.
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Schnell ist Susa erreicht. Da ich vielleicht noch den Zug um 12.36 Uhr erreichen möchte, halte ich mich nicht lang auf. 20120729-230307.jpg
Das hätte ich dann aber doch tun können. Zum Bahnhof Meana-di-Susa, der an der Eisenbahnachse Lyon – Mailand liegt, ging’s nämlich deutlich steiler als erwartet bergauf. Mit in der Mittagshitze ätzenden bis zu 13% hatte ich nicht gerechnet (Eigentlich kein Wunder: der Abschnitt gehört ja zur anspruchsvollen Passroute über den Colle delle Finestre). So kam ich dann an dem Bahnhof 10 Minuten zu spät an – der Zug war natürlich weg und der nächste sollte in 110 Minuten kommen. Zurück nach Susa wollte ich dann aber doch nicht (zweimal muss die Strecke ja nicht sein). Um zum Bahnsteig zu kommen, war ich ja schließlich dann auch eine Weile beschäftigt. Rad und Gepäck mussten schließlich im Treppenhaus(!) des Bahnhofsgebäudes drei Etagen nach oben in die Bahnsteigunterführung getragen werden und dann ging’s nochmal ne Treppe hoch zum Bahnsteig (Später habe ich dann gesehen, dass man sich diese Prozedur hätte sparen können, wenn man sich nicht an den ausgeschilderten Weg zum Bahnhof gehalten hätte, sondern auf der Strasse die Bahn unterquert hätte.). Die Wartezeit nutze ich, um nach einem Fahrkartenautomaten zu suchen (=Fehlanzeige, trotz Treppenhaus nochmal ganz runter und wieder rauf) und zum Kartenstudium. Für Abwechslung sorgte ab und zu ein durchfahrender Zug. 20120729-230320.jpg
Pünktlich um 14.36 Uhr kommt dann der Regionalzug. Ich bleibe gleich im Eingangsbereich, da der Fahrradabstellplatz zum Abstellen von Rucksäcken einer Pfadfindergruppe missbraucht wird.
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Als der Schaffner kommt, wedle ich mit dem Geldbeutel. Er fragt aber nur, ob ich bis Bardonnecchia möchte und war nicht mehr gesehen. Nach einer guten halben Stunde ist Bardonecchia erreicht.
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Hier ist es spürbar kühler als in Susa, was mir sehr entgegenkommt. Schließlich sind noch über 500 Höhenmeter angesagt. Die ersten Kilometer durch den Ort sind ziemlich verkehrsreich. Offenbar werden einige Sonntagsausflugsziele entlang des unteren Bereichs der Passstrasse erschlossen. Bald wird der Blick frei auf die Kehren zum Col de l’Echelle und die Berge.
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Mit 6 – 11% Steigung geht’s bergauf und dabei hat man mit zunehmender Höhe einen immer umfassenderen Ausblick.20120729-230551.jpg20120729-230607.jpg
Schließlich wendet sich die Strasse nach Südwesten in ein Hochtal, dass offensichtlich ein dankbares Naherholungsgebiet für Italiener und Franzosen darstellt. Schließlich wird hier auch wieder die Grenze nach Frankreich passiert. Der eigentliche Col ist unspektakulär.20120729-230620.jpg
Der Blick zurück gibt aber interessante Blicke auf eigenartige Gesteinsformationen frei.
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Nun geht es ziemlich flott – trotz Gegenwind – hinab bei ziemlich viel Verkehr. Offenbar sind die Naherholungssuchenden auf der Heimfahrt.20120729-230645.jpg
Das letzte Stück geht’s auf der Nationalstraße in noch dichterem Verkehr talwärts und schließlich kommt die beeindruckende Kulisse von Briançon ins Sichtfeld.
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In der Cité Vauban habe ich mein Zimmer gebucht, so dass nach dem Duschen noch ein schöner Rundgang durch die imposante Festungsanlage möglich ist.20120729-230739.jpg
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Im Überblick:
Etappe Teil 1: Lanslevillard – Meana, 51,2 km
bergauf: 878m
bergab: 1.783m

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Etappe Teil 2: Bardonecchia – Briançon, 31,10km
bergauf: 558m
bergab: 498m
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